Winnetou August von Theodor Buhl (für Bilder bitten anklicken)
Theodor Buhl, Winnetou August, Frankfurt am Main 2010 Diese Schilderung der Wirren des Kriegsendes aus der Sicht eines Achtjährigen gehört meiner Meinung (Danke für die Empfehlung, Claudia!) zum Unmittelbarsten, Berührendsten, was es zu diesem Thema zu lesen gibt. Leider ist der Text nicht sehr stark rezipiert worden, hat zum Zeitpunkt des Erscheinens (2010) nicht die Beachtung gefunden, die er verdient hätte. Diese unprätentiöse Art, über Schrecknisse zu berichten, ist geeignet, jeden und jede verstehen zu lassen, was Vertreibung bedeutet. Die Familie des Kleinen flieht vor der Roten Armee, kehrt auf der Flucht vor amerikanischen Bombardements wieder um und erlebt kreuz und quer durch Schlesien alle vorstellbaren Gräuel der Flucht. Der achtjährige Rudi erlebt diese Zeit als Schock und Abenteuer zugleich. August, sein Vater, ist für ihn eine Art Wunderfigur, wie anders sollte Rudi sonst auch psychisch überleben können? Durch seine Identifikation mit einer abenteuerlichen, scheinbar unverwundbaren Figur – Winnetou – schottet er sich gegen die Realität ab, gerät im Spiel dadurch aber auch in höchste Gefahr. Theodor Buhl hat hier aus seiner Erinnerung eine Figur geschaffen, die Kriegsterror unmittelbar für den Leser erstehen lässt, erklärt, wie Erinnerung entsteht und – kaum zu glauben – oft auch noch witzig wirkt. Leider ist Theodor Buhl am 8.4.2016 verstorben. Ich finde: Theodor Buhl hätte verdient, dass Sie endlich sein Buch lesen!