Japan – und andere kleine Erkenntnisse

Japan zu Wasser und zu Lande – Nicht direkt ein Reisebericht, sondern eher: Japan und andere kleine Erkenntnisse! Reiseroute zu Wasser: Tokyo, Aomori, Akita, Niigata, Kanazawa, Sakaiminato, Busan (Südkorea), Kitakyūshū, Hiroshima, Kobe, Shimizu, Tokyo; Weiterreise: Tokyo, Kobe, Kochi, Keelung – Taipeh (Taiwan), Hong Kong, Hue – Da Nang (Vietnam), Ho Chi Minh City – früher Saigon (Vietnam), Singapore Vermerkt mit Datum sind jeweils die Anlandungshäfen, was mit den Besichtigungsorten nicht immer übereinstimmt (Bus ab Hafen). Ein Land, das angeblich aus mehr als 14 000 Inseln (mit 5 großen Hauptinseln) besteht, vom Meer aus zu erkunden, ist doch eigentlich eine ganz gute Idee. Wir fahren mit der Azamara Journey; los geht’s in Tokyo und erst einmal noch Norden auf der Hauptinsel Honshu nach Aomori. April Aomori Wir besuchen die älteste Pagode Japans in Hirosaki (Saishoin Temple) und wundern uns über viele steinerne Hasen mit roten „Lätzchen“. Beim Cosho-ji Temple gibt es ein Kriegerdenkmal, von dem aus der Iwaki mit weißer Mütze grüßt. Überall liegen noch Reste von Schnee, hier im Norden gibt es viele Wintersportgebiete. Eine Dame im Service erzählt mir „last cruise“, also Ende März – jetzt ist der 5. April- habe es „buckets of snow“ (Schnee eimerweise) gegeben und auch tagelang noch weitergeschneit. Wir haben schon ein bisschen Sonne und die allerersten rosa Kirschblüten in Aomori. Man sieht den Iwaki (auch Tsugaru Fuji), einen imposanten Stratovulkan (1624,7 m) am Rande der Tsugaru-Ebene sehr gut. Am Ende der Tour soll es eine Besichtigung einer Sake-Brauerei (Narumi Sake Brewery since 1806) mit Verkostung geben. Die gibt’s aber nicht, stattdessen unsere erste Lektion in japanischer Mentalität. Ein gravitätisch wirkender Einundsiebzigjähriger, der unser Reiseführer ist, ist von der Tatsache, dass es dort wohl eine Verständigungspanne gegeben hat, so betroffen, dass wir eher geneigt sind, ihn zu trösten als uns zu ärgern. Dieser „Herr“ (ich kann ihn nur so nennen) hat sich wohl breitschlagen lassen, Reiseführung zu machen, weil es nach Corona in Japan offenbar einen echten Mangel gibt. Er wirkt sehr honorig und glaubt Englisch zu sprechen, kann es aber nicht wirklich. Ständig werde ich durch den Rest der Gruppe – Amerikaner und Australier- gefragt, ob ich ihn etwa verstehen könne – auch nicht, denn einen deutschen Akzent hat er nun wahrlich nicht. Dafür aber eine Eigenart zu sprechen, die mir mordsmäßig Spaß macht. Jeweils am Ende des Satzes macht er eine Kunstpause und wiederholt dann das letzte Wort, manchmal die letzte Wortgruppe. Das erinnert irritierend genau an die Sprechweise des Schulrats in der „Feuerzangbowle“. Sie erinnern sich: Diese Pseudo-Lausbubengeschichte, Vorlage von Heinrich Spoerl, Film 1944 mit Heinz Rühmann. Da gibt es so einen ganz und gar knöchernen Oberschulrat (Max Grülsdorff, der Arme musste damals immer die Spießer spielen), der in die lustige Rühmann-Prof.-Cry-Schulstunde zwecks Überprüfung gerät. Er rät den beiden Lehrern sich zu verständigen, wer nun der richtige sei und wiederholt immer das letzte Wort im Satz. „Weitermachen äh weitermachen“. Genauso spricht dieser Reiseleiter, was mir viel Freude bereitet. Die Panne mit der Nicht-Besichtigung macht er später auch nicht zum Thema, sondern schweigt sie weg. Ich denke an meinen allerersten (zu meiner Überraschung lauwarmen) Sake etwa 1976 im Daitokai in Berlin und bin nicht weiter enttäuscht, einige Amerikaner schon. Später (im 2. Teil der Reise) gelingt uns die Besichtigung einer Sake-Brauerei mit kundiger Erklärung. Zum Öffnen anklicken: Auf dem Schiff wartet eine weitere tiefgreifende Überraschung: Auf Deck 10 wurde der Famous Grouse ausgetrunken (unser Abendritual ist „ein FG with nix!“). Wir werden aber mit J and B rare ausreichend getröstet. Also alles gut – nein, das will ich nicht mehr sagen – wir sind zufrieden. April Akita Die Sonne scheint in Akita, ein wunderschöner Park mit vor einer Eisbude Schlange stehenden Japanern lässt uns lächeln, allerdings auch herumschnupfen. Es sind so viele Pinienpollen unterwegs, dass alles grün bepudert wirkt. Die Kois und Karpfen im Wasser um den Park herum verhalten sich wie die Enten am Lingener Kanal. Sie werden offenbar von vielen gefüttert und springen fast aus dem Wasser, wenn man am Rand stehenbleibt. Zum Öffnen anklicken: April Niigata In Niigata, einer der größten Hafenstädte an der Küste zum japanischen Meer, erwartet uns ein besonders netter Service. Viele Freiwillige geleiten uns nach Wunsch einzeln durch die Stadt und ein junger Japaner erzählt im Shuttle-Bus von Sushi und Sake. Am Ende gibt es im Hafen eine Sake-Verkostung. Ich beginne zu ahnen, dass es tatsächlich große Unterschiede bezüglich dieses Getränkes gibt. Fast in jedem japanischen Hafen werden wir beim Auslaufen mit irgendwelchen Freundlichkeiten zum Abschied bedacht: herumhüpfende Teenager, würdevolle Geishas, Feuerwerk, ganze Stadtratsversammlungen…alles sehr, sehr nett und freundlich. Ein freiwilliger Helfer bringt uns zum Hakusan-Park und dem Hakusan-jinja Shrine (gewidmet dem Gott der Heirat). Dort werfen die Gläubigen (viele junge Menschen) etwas Geld (eine Münze) in einen Kasten, dann ziehen sie an einer Schnur, etwas bommelt blechern und sie klatschen zweimal in die Hände. Super! Wunsch wird erfüllt! Überall hängen Glückstäfelchen und Glückszettel. In dem Park herrscht eine schöne entspannt-sonnige Sonntagsatmosphäre. Die Kirschblüten sind kurz vorm Aufbrechen. Wenn man unter den Toren hindurchgeht, verbeugt man sich vorher und nachher. Machen wir auch, finden das Ritual aber ein bisschen lästig. Zurück geht es durch eine Fußgängerzone, in der aus jedem Haus europäische klassische Musik (Barock, Klassik, Romantik und Impressionismus) ertönt. Das finde ich schön, aber auch ein bisschen verwunderlich. Ich behaupte: Würde man bei uns in der Fußgängerzone traditionelle japanische Musik spielen, würde das Einkaufsvolumen durch Flucht massiv sinken! Die traditionelle japanische Musik stammt aus buddhistischen Gesängen, aus einem durchdringenden Klang von Trommeln, aus obertonreichen Bläsern, die dem Ohr des Europäers nicht eben schmeicheln. Sie ist auch bei den Japanern wenig populär und wird hauptsächlich für traditionelle Riten genutzt. Bis 1853 hat Japan geschlossene Grenzen, wird dann aber Kolonialmacht (Korea) und sucht sich wie die westlichen Kolonialmächte zu gebärden. Im Zuge der Verwestlichung Japans im 19. Jahrhundert wurde die europäische Kultur geradezu „verordnet“. Bach, Brahms, Beethoven sind seit mehr als 150 Jahren in Japan sehr populär. Beethovens Neunte ist geradezu die heimliche Nationalhymne Japans und darf auf keiner Silvestergala fehlen. Da die traditionelle Musik auch Klänge der Natur und die Vereinzelung von Tönen in Japan bekannt gemacht hat, kommt später die Vorliebe vieler japanischer Komponisten und Interpreten zu impressionistischer Musik hinzu. Debussy, Messiaen, John Cage werden viel gespielt. Das – und die ungeheure Disziplin der Japaner – erklären das Repertoire vieler japanischer Virtuosen, die durch Europa touren. Zurück zur Fußgängerzone in Niigata: Dieser unglaublich hilfreiche, höfliche und zurückhaltende Freiwillige, der uns herumführte, sprach erstens gutes verständliches Englisch und gab am Schluss sogar noch ein paar Brocken Deutsch von sich, freute sich schließlich wie Bolle, dass wir ihn sogar verstanden haben. Zum Öffnen anklicken: Auf dem Schiff hatten wir ein langes wunderbares Gespräch mit einem australischen Ehepaar (beide über 80), die zuletzt 4 Monate im Camper durch Australien getourt sind. Ganz schön taff! Und ungeheuer interessiert an Europa. Sie war einmal in Oberammergau. (Es dauert allerdings mindestens 3 Minuten, bis wir dieses Wort so weit auseinanderklamüsert hatten, dass es von Mrgrwazuwau zu Oberammergau wurde). April Kanazawa Wir sind mit konstant 14 Knoten unterwegs, der Terminal liegt in Muryojimachi (ja klar!). Von hier geht’s zu einem der angeblich drei schönsten Gärten Japans, dem Kenroku-en. Dort wartet wieder eine Überraschung auf uns. Zuerst aber geht’s zur Burg Kanazawa – oder dem, was von ihr übrig ist. Aber gut rekonstruiert und die Uni Kanazawa residiert hier. Zudem hat Kanazawa ein gut erhaltenes Samurai-Viertel, wo bis heute Samurai-Villen zu sehen sind. Alles schön und gut, aber dann kommt der Hammer: Im Kenroku-en stehen die Kirschbäume in voller Blüte! Eine Wolke in zartrosa und weiß. 8. April: was für ein Glück! Der Park muss auch im Herbst sehr schön sein – ach Quatsch, der ist immer sehr schön. Wir sind hin und weg. Die Japaner sind da sehr streng mit dem, was ein Garten so hergeben muss, wenn er berühmt werden will. Es gibt 6 Kriterien, nach denen der Kenroku-en (heißt: kombiniere 6), der Kairaku-en und der Koraku-en als vollkommen eingestuft werden. Das geht zurück auf die chinesische Sung-Dynastie. Da musste ein perfekter Garten folgende Kriterien erfüllen: Abgeschiedenheit, Weitläufigkeit, künstlerische Gestaltung, Bezug zur antiken Tradition, Wasserreichtum und weite Sicht. Die Kriterien sind mir egal, aber der Park ist atemberaubend schön. Breite Sichtachsen, weite Aussichten, gebändigtes Wasser, kleinteilige Aussichten, formell korrespondierende Pflanzen, farblich abgestimmte Pflanzungen…und was die Japaner mit ihren Bäumen machen, kann man für verrückt halten oder sensationell. An denen wird herumerzogen, gebunden, herabgezogen mit Seilen, blättchenweise geschnippelt… ist schon verrückt – und irgendwie auch großartig. Zum Öffnen anklicken: Es sind natürlich viele Japaner und Touris unterwegs, denn diese Kirschblütenshow dauert ja nur wenige Tage. Aber: was uns immer wieder auffällt, es gibt kein hektisches Geschiebe, sondern freundliches Aufeinander-Achten und so regelt sich alles irgendwie entspannt und freundlich wie von selbst. Das ist eine Mentalität, von der wir europäischen Ego-Trampler uns mal eine dicke Scheibe abschneiden sollten. Wir treffen eine Gruppe junger Männer, die uns um ein Foto bitten (natürlich mit den Bäumen im Hintergrund). Nach einem begeisterten Gespräch stellen wir erstaunt fest, dass wir es auch auf deutsch hätten führen könnten. Drei junge Männer aus Deutschland auf der Spur der Kirschblüte! Das ist doch auch einmal was!   April Sakaiminato (liegt auf der Halbinsel Yurihama, Landzunge, die das Japanische Meer und den See Nakumi voneinander trennt)Am nächsten Tag die Fahrt zum Tottori Flower Park. Der hat 123 Acre und mehr als 1000 Orchideen. Wunderschön! Leider regnet es, aber die überdachten Bereiche (Flower Dome, ich denke an Singapur) sind groß genug. Ganz zum Schluss wird es etwas trockener und wir wandern durch Tausende Frühblüher, sehr viele Tulpen (holländische?-  der Verdacht liegt nahe, denn es gibt auch eine hölzerne Windmühle) – und außen auch wieder blühende Kirschbäume! Die eigentliche Sensation dieser Tour aber ist die Reiseleiterin. Sie glaubt offenbar, uns unterhalten zu müssen im Bus, weil wir sonst vor Langeweile direkt wegsterben werden. Viele Reiseleiter glauben das, vielleicht hat ihnen jemand erzählt, dass Amerikaner immer beschäftigt werden müssen, weil sie sonst unleidig werden oder sonstwas. Sesamstraße für Erwachsene halt. Da wir in der absoluten Minderheit sind (12 Deutsche auf 643 Amerikaner/Engländer/Australier) verfolgen wir das Schauspiel jeweils amüsiert, erfreut und zugegebenermaßen etwas distanziert. Diese Frau ist ihr eigenes Kasperltheater. Ehemalige Highschoollehrerin für Englisch…ich sage mal (auch wenn ich mich damit selber treffe): einmal Lehrerin, immer Lehrerin! Sie erzählt die Geschichte von den Labbits und sharks. Shark ist Hai, aber Labbits?, hab‘ ich da wieder beim Englischlernen nicht aufgepasst? Ziemlich kurioser Plot: Haie, die eine Brücke bilden, aus Blödheit, um sich zählen zu lassen. Ursprungsfrage: Wer hat mehr Freunde? Der Haupt-Hai oder das Labbit? Da zeigt sie ein Poster: Rabbit! Karnickel! Die hoppeln über die Haie, angeblich um sie zu zählen, aber in Wirklichkeit wollen sie nur auf die andere Seite des Meeres gelangen. Das Karnickel ist blöd genug, das zu erzählen und der Haupt-Hai zieht ihm vor Wut das Fell über die Ohren. Daraufhin sucht es göttlichen Rat (das mit dem Fell soll ja schließlich nicht so schön sein!). Der erste Gott ist ein Flop, der zweite aber (zuständig für Heilung und Güte) gibt den richtigen Rat. Und: So kommt es zur Gründung Japans! Absolut logisch und folgerichtig, oder? Die Illustrationen, die sie zeigt, sind Japan-style, hübsch und glatt. Diese Frau hat Talent zur Alleinunterhalterin. Später beschäftigt sie uns noch mit Singen und Händeklatschen. Sie war soo süß, aber wir mochten nicht mehr so richtig…. Eine Geschichte hat uns in allen Häfen beschäftigt: Das Phänomen der Jedi-Ritter. Wir haben sie so getauft, weil sie überall auftauchten und mit ihrem Glühschwert in Rot bedeutungsvoll herumzeigten und Situationen meisterten, bei denen es beim besten Willen nix zu meistern gab. Beipiel: EinBus fährt auf einer einzigen möglichen Spur zum Schiff zurück. Garantiert steht an der Ecke ein Jedi-Ritter und wedelt mächtig mit dem Glühschwert, damit der Bus das Schiff nicht verfehlt, ins Meer fährt…? Regelungswut? Beschäftigung von Arbeitslosen? Wir wissen es nicht, aber fanden es immer wieder ziemlich lustig.. Zum Öffnen anklicken: April Busan, Südkorea Zwischendrin ein Abstecher nach Busan zum Haedong Yonggung Tempel (14. Jht. – Buddhistischer Tempel 108 Stufen über dem Meer). Zum Öffnen anklicken Irgendwie sind die Buddhisten so schön genau mit dem Wünschen. Es gibt klare Zuständigkeiten. So etwas wäre doch bei uns auch sehr gut: Später zum APEC-Gebäude (Nurimaru APEC House). Liegt auch sehr schön über dem Meer, ist aber nicht ganz so schön wie der Tempel… Als auf dem Weg zum Tempel unsere Reiseleiterin von einer roller-coaster-bridge spricht, traue ich meinem Englisch mal wieder nicht so ganz über den Weg (Achterbahn-Brücke?), als wir darauf sind, glaube ich meinem Englisch (Galerie)! Besonders beim Tempel wird wieder gepost, was das Zeug hält. Ich kann mir den Eindruck nicht verkneifen, dass der große goldene Happy Buddha dazu ironische Kommentare abgibt.. Zum Öffnen anklicken: Die einzigen, die unter Buddhas Lachen Ernst blieben, waren zwei Europäer. Reisestress?? Der Strand von Busan wird jedes Jahr neu aufgeschüttet. Irgendwo in einem Reiseführer stand, es sei einer der schönsten Strände Asiens…Norderney finde ich schöner…na ja, ist nicht so direkt Asien, oder? Aber Bebauung wird langsam ähnlicher… April Kitakyushu (Nordspitze Insel Kyushu) Kitakyushu liegt auf der Südinsel und ist die nächstliegende Hafenstadt zu Honshu, der nördlichen Hauptinsel. Sie ist traditionell die Brücke zwischen den beiden Hauptinseln. Da die Stadt auch in der Nähe zu China liegt, gibt es eine lange Geschichte als Kohleexportdrehscheibe zwischen den beiden Inseln und China. Das zeigt sich in vielen Gebäuden des 19. Jahrhunderts im Hafen. So gibt es auch einen alten Bahnhof (Mojiko Station, eröffnet 1.4.1891). Auf der Suche nach japanischer (!) Schokolade fallen wir über ziemlich viele merkwürdige Produkte. Bekannte Schokis, böse Kekse … Zwei Japanerinnen, die uns die Gebäude (und natürlich die danebenstehenden blühenden Kirschbäume) bewundern sehen, fragen uns mit Gesten, woher wir kommen und finden Germany offenbar ganz toll. Sie weisen auf einige Gebäude hin und rufen dann Sakura! Sakura! Ja klar, haben wir schon gesehen! Unter vielen Verbeugungen gehen sie weiter, tuscheln und kichern dann, kommen zurück und schenken uns jeweils mit einer schönen Verbeugung ein Bonbon. Welch schöne Geste! ZumÖffnen anklicken: In der Nähe des Hafens wieder das Jedi-Ritter-Phänomen: 1 Baustelle, 2 Arbeiter, 2  Jedi-Ritter, die das Ganze bewachen und regeln. April Hiroshima Atomic Bomb Dome. Unsere Führerin spricht – selbst sichtlich betroffen – vom 6. August 1945. Ihre Mutter hat als einzige der Familie in Japan überlebt – ihr Vater war zu der Zeit in einem Straflager in Sibirien (ja auch nicht gerade toll!). Betroffen schauen wir auf den Fluss, der August 45 von Leichen überquellend gefüllt war. Viele Memorials in dem anschließenden Park haben Springbrunnen, um die brennende Haut der Erinnerten zu kühlen. Ich denke kurz an die Ruine der Gedächtniskirche am Kudamm in Berlin, das hier muss noch ungleich schlimmer gewesen sein. Aber: Kann man Schlimm messen? Das Friedensdenkmal Atomic Bomb Dome besteht aus den Überresten der damaligen Industrie- und Handelskammer, von der wunderlicher Weise (drumherum war alles dem Erdboden gleich gemacht worden) diese Ruine stehengeblieben ist. Sie wurde lediglich durch Streben etwas stabilisiert und zeigt bis heute den Zustand direkt nach dem Atombombenabwurf. Um den Dome herum viele betroffene Menschen, einige weinen. Andere machen ihre tourismusüblichen Selfies. Eine junge Frau lässt sich tatsächlich – den Dome im Hintergrund – mit dem per Hand gezeigten Victory-Zeichen ablichten. Ein unangenehmes Beispiel dafür, wie alles – auch das Grauen – zum Tourismusspektakel verkommen kann. Am Abend diskutieren einige Amerikaner darüber, ob Hiroshima und Nagasaki zu rechtfertigen waren und sind. Einer argumentiert mit Pearl Harbour und der Starrköpfigkeit der Japaner. Wir sind nicht einer Meinung… Auch hier und wie zum Trotz: Die Kirschen blühen wunderschön. In der Nähe das (rekonstruierte) Hiroshima-Castle, dessen schöne Fassade und Lage ein bisschen tröstend wirken. Zum Öffnen anklicken: White Night Bei Azamara gibt es während jeder Reise eine White Night, bei der die Gäste gebeten sind, weiß zu tragen. (Hab ich nicht, aber der Gatte immerhin ein weißes Oberhemd) und es gibt eine ordentliche Party auf dem Pooldeck. Die Buffets sind so, dass man vom Hinsehen schon zunimmt und die Köche haben geradezu künstlersiche Anfälle. Zwischendrin gab es noch einen lustigen Unfall, der mit dem Tod einer Fliege durchaus erfolgreich zu enden schien. Dann aber fängt der Tisch mit dem Rotwein drauf an von dem durchaus kollossalen Schlag nachzuvibieren und der Wein springt aus den Gläsern. Die Folgen für die weiße Tischdecke und die weiße Bekleidung brauche ich nicht zu schildern…ist aber alles von der Schiffswäscherei einwandfrei besiegt worden. Und wir haben fruchtbar gelacht… April Takamatsu Takamatsu ist ein einigermaßen betriebssamer Hafen (Präfektur Kagawa) an der Seto-Inlandsee auf der Insel Shikoku. Wir bummeln herum, kaufen im Supermarkt unendlich weiche und dünne japanische Papiertaschentüchelchen, Kaugummichen mit kleinen Einwickelpapierchen (alles zierlich!), amüsieren uns über das Frischkäseangebot und beobachten im Hafen, wie die Japaner noch bessere Schlangen vor der Fähre zu den nächsten Inseln bilden als die Engländer. Zum Öffnen anklicken: 14./15. April Kobe Wir haben eine sehr gute professionelle Reiseführerin. Da die englische Lautung den japanischen Sprechwerkzeugen nicht eben entgegenkommt, haben sie sich verschiedene köstliche kleine Sprachticks angewöhnt. Ich stelle mir vor, dass man einen Moment Vorbereitung braucht, um etwas derartig Exotisches wie ein R zu produzieren. Die letzte Reiseführerin sagte jeweils ein kurzes dada in eine kleine Sprechpause, sprach im übrigen gut verständliches Englisch. Diese hier bastelte in die Sprechpausen ein achk mit einem Rachenlaut, den ich im Leben nicht zustande brächte. (Ich kriege ja bis heute nicht mal ein ordentliches bayrisches Rollen-R hin). Bei den Tempeln wird geheiratet, gesegnet und geglückt wie verrückt. An uns kommt eine sehr schöne traditionelle Hochzeit vorbei – auch mit traditioneller Musik. Die ist für europäische Ohren nicht wirklich geeignet. Hörte sich für mich schon sehr gequält an. Umso erstaunlicher die Liebe der Japaner zu europäischer Musik… Im gesamten Park um das Osaka Castle wird gepost, gepostet und geselfied, was das Zeug hält. Zum Öffnen anklicken: Im Park am Castle von Osaka fragt uns eine junge Japanerin – sechs kecke Mäuse im Grundschulalter im Schlepptau – ob wir uns von den Kindern interviewen lassen würden. Sie treten einzeln vor und stellen wohleinstudierte Fragen nach Reisegrund, Interesse (bei Mangas mussten wir mächtig passen!) und warum wir überhaupt nach Japan gekommen seien. Da die wahre Antwort zu komplex wäre (und mit dem Tod einer Freundin und der Widmung „a little taste of he beauty of Japan“ von Chuck Cuic zu tun hätte) reden wir uns auf cherry blossom heraus. Das finden sie sehr einleuchtend. Das (einzige) Mädchen in der Gruppe braucht etwas Einhilfe von ihrer Lehrerin, spricht dann aber zwei verständliche Fragen. FottoFotto gehört dann natürlich noch dazu. Ich hätte gerne noch gefragt, ob in Japan hauptsächlich Jungen Englisch lernen, da fällt mir ein, dass viele unserer Reiseführer Reisführerinnen mit guten Kenntnissen und köstlichen kleinen Ticks und Geschichten sind. Zum Öffnen anklicken:   Wir besuchen den Kotokuin Temple mit dem zweitgrößten Buddha Japans (36 feet) und den Tsurugaoka Hachimangu Shrine von 1192. Mindestens so interessant wie die Kulturdenkmale ist mal wieder unser Reiseführer. Er ist so laut, dass wir ihn im Bus bitten, das Mikro etwas herunterzudrehen. Bei dem aus vielen kleinen Steinen zusammengefügten großen Stein singt er mit überaus kräftiger Stimme die japanische Nationalhymne. Der Text geht auf ein Kurzgedicht aus der Anthologie Kokin-Wakashu zurück. Es heißt: Kimi ga yo wa chiyo ni yachiyo ni sazare ishi no iwao to nari te koke no musu made Alles klar? Na …also gut- grob übersetzt etwa: Eure Herrschaft währe/tausend Generationen/bis ein Steinchen/zum Felsen wird/auf dem Moos sprießt! Daher der Ort des Gesanges. Das ist doch ein schöner Gedanke! In der Komachi-dori-street kaufe ich mir einen dunkelblauen Fächer mit der Aufschrift momo und – hier streikt meine Tastatur- auch japanisch momo (besteht aus zwei sehr hübschen Zeichen). Ein japanischer Pianist des Duos Four Te beim Weltklassik am Klavier-Abend (findet jeweils am letzten Sonntag im Monat um 17 Uhr in der Musikschule Lingen statt) hatte mir verraten, dass momo japanisch Pfirsich heißt. Gefällt mir… Die Japaner sind mit ihren Hündchen (und anderem Getier) ziemlich tüddelig, die tragen (also die Hündchen) Mäntelchen, Schuhchen, Frisürchen…und werden zum Teil in Kinderwagen gefahren. Das lustigste, was ich auch in der Komachi-dori-street sah, war eine Reklame für (Hunde-) Jeans für Jungs und Mädchen! 16. April Shimizu In Shimizu ist zur Begrüßung mächtig Action: Es werden die roten Teppiche und Podeste geschoben und gerollt. Es sieht so aus, als träte der halbe Stadtrat und eine Pressetruppe wie beim Staatsbesuch zur Beegrüßung an. Es gibt eine ordentliche Begrüßungsrede (für die mein Japanisch grad wieder nicht reicht) und eine Rede unseres Kapitäns (vom Winde verweht). Ganz schön viel Ehre … Und auch der Fuji zeigt sich vom Hafen aus gnädig unverhüllt. Später kommen wir ihm mehrfach nahe, aber er macht, was er wohl oft so macht: setzt eine mächtige Wolkenmütze auf! 17./18. April Tokyo Wir sind umgezogen in eine sehr schöne Schiffsbehausung mit Butler. Der heißt Alfie, ist ca. 159 cm groß und Philippino. Der Frack sieht an ihm wie eine ironische Verkleidung aus. Er ist unglaublich freundlich, hilfreich, ohne im Mindesten unterwürfig zu wirken. Auf die Frage nach Whisky (wir dachten mehr so an ein Gläschen) finden wir nach der Abendmahlzeit einen Liter! Chivas Regal in unserer Behausung. Na denn… Wenn eine Reise bei Azamara dort aufhört, wo sie angefangen hat (hier Tokyo), kann man back-to-back buchen. Ich habe mich in Tokyo, wo wir einige Zeit entspannt im Hafen lagen – entschlossen wieder Tokyo und nicht Tokio zu schreiben. Am Cruise-Terminal stand in Riesenlettern TOKYO, überall in der Stadt auch. Ehrlich mal: Wenn überall in Berlin BÄRLIN stände, würde ich das auch so machen (wäre ja eigentlich auch viel hübscher;-). Die Inhaber eines Namens müssen ja schließlich wissen, wie der geschrieben wird! Also, das nennt man booking back-to-back. Es eröffnet ganz neue Perspektiven der Beobachtung. Wenn so ein paar Hundert Leute von Bord gehen und nur 143 bleiben (eben die, die back-to-back gebucht haben), das ist einfach interessant. Das hektische Herunterschlingen des letzten Omeletts „with all“ (darüber muss ich mich sowieso immer amüsieren: was man in so einem Omelett wohl alles so findet? Der Berliner würde sagen „mit allet“). Die Verabschiedung der Gäste voneinander fällt dann so aus, als hätte man eine dreimonatige Polarbezwingung gemeinsam gemeistert. Die Sorge einer englischen Dame, die mit ihrem etwas desorientiert wirkenden Gatten noch drei Tage Tokyo gebucht hat: „I‘m shure, we get lost!“ (ich bin sicher, dass wir verloren gehen werden). Dabei wirkt sie so unglücklich wie überzeugt. Ihre Sorge bezüglich dieses Molochs von Großstadt kann ich teilen, besonders wenn ich das töffelige Lächeln ihres Mannes genauer betrachte. Der ganze Menschensturm rauscht heraus, es tritt eine merkwürdige Stille wie ein Vakuum auf. Dann rauschen die Teppichmaschinen und wir blicken besorgt unter uns, was das Croissant wohl angerichtet haben mag. Mannschaftsteile werden durchgewechselt, begrüßen sich freundschaftlich. Wir bestellen bei einer Dame, die nicht zuständig und neu ist, probehalber noch einen Americano. Sie macht sich ans Werk. Der neue Coffeebar-Inhaber taucht auf und lacht, sie wisse ja gar nicht, was das sei. Beide lachen. Der kroatische Kapitän wird durch einen italienischen ersetzt, der gerne ein Schwätzchen hält und deswegen nur meterweise zur Brücke vordringt. Am nächsten Tag wird uns klar, dass er wirklich gerne erzählt. Seine tägliche Kapitänsansage („this is your captain from the bridge!”) ist gut 10mal so lang wie die seines Kollegen. Dass ich nur etwa die Hälfte verstehe, liegt vielleicht an meinem unzulänglichen italienischen Englisch. Gegen 9 kommt eine sehr strenge Durchsage, die klarmacht, dass nun auch die letzten Schnarchhähne von Bord müssen, damit die Crew ihren Job machen kann. Dann so ab Mittag rauscht die neue Gastwelle herein. Beim Mittagessen prämieren wir schonmal die wahnsinnigste Brille und die lauteste Quakstimme. So ein schöner Clou, wie der Mann mit den knallroten Lackschuhen und Ringelstrümpfen ist leider nicht dabei. Dabei müssen wir uns gegenseitig ermahnen, nicht zu laut zu lästern, denn wir haben noch nicht heraus, ob bei den neuen Gästen Deutsche dabei sind. Amerikaner, Briten und Australier können wir an der unterschiedlichen Lautstärke und der Besteckbenutzung unterscheiden. Auf die Sache mit dem Besteck sind wir gekommen, weil ein Australier uns beim Abendessen erklärt hatte, wir seien leicht als Europäer erkennbar, weil wir während der gesamten Mahlzeit das Messer in der Hand behielten. Alle sind ausgesprochen freundlich und familiär mit dem „bunt gescheckten“ Personal. Gäbe es irgendwo in der Welt auch grüne Menschen, die wären hier bestimmt auch mit in der Crew. Noch zum 19. April an Bord Neben uns im Prime C (Steakrestaurant) sitzen zwei Menschen aus Georgia, die sich sehr freundlich mit Vornamen (american way!) vorstellen, die alles mit Freude und Dankbarkeit aufnehmen. Bevor sie anfangen zu essen, sprechen sie gemeinsam leise ein Gebet. Sie bemerken meinen erstaunten Blick und erklären, sie seien („so gratefull“) so dankbar, dass sie hier sein könnten. Und dann: Der Kongress werde bei seiner Abstimmung die Gelder für die Ukraine freigeben. An diesem Abend war ich skeptisch, ob Mary und Greg mit ihrer Einschätzung Recht hatten. Einen Tag später wissen wir, dass es so war. Und dann erzählen sie noch, dass sie zu Hause Bratwurscht und Oktoberfescht haben („I love it!“) und einen Großvater namens Schroeder in Koblenz hatten. Na, kleine Welt! April Kobe Wir liegen in einem der größten Seehäfen Japans. An der Bucht von Osaka breitet sich ein riesiger Ballungsraum aus: Kobe – Osaka – Kyoto. Leider treffen auch 3 Kontinentalplatten dort aufeinander, was mancherlei Erdbeben hervorruft. Das letzte am 17.1. 1995 mit immerhin 7,2 auf der Richterskala. Keine Kleinigkeit, zumal so viele Menschen hier auf einem Fleck leben. Wir gehen im Hafen herum, es wird an das große Erdbeben und an die Napalmbomben der Amerikaner 1945 erinnert. Der Hafen wirkt, wie alle japanischen Häfen und Städte, absolut clean. Ich fotografiere die einzige Zigarettenkippe, die wir auf der ganzen Reise gesehen haben. Ein Mitreisender, der das sieht, äußert die Vermutung, das könne nur einer vom Schiff gewesen sein. Wir grinsen und halten das erstmal für wahrscheinlich! April Kochi Endlich kommen wir zu unserer Sake-Brauerei Besichtigung (Takagi sakes). Das Geheimnis, wie leckerer Sake entsteht (den auch wir lecker finden) liegt wohl im Schälgrad des Reises (bis zu 70 %) und einer genauen Überwachung der 2 Fermentationsprozesse. Sake passt nicht gut in den Koffer (oder ist dann überall), aber der, der den französischen Preis bekommen hat, wird uns in Europa sicherlich mal begegnen. Richtig lecker – und neuerdings auch kalt getrunken. Für den kaufen wir drei kleine Sake-Schälchen, die ich tatsächlich mit Apple-Pay per Handy bezahlen kann. Kosten 900! Auf der Kreditkartenabrechnung sehe ich: das waren 5,62 €. Milde! Der Hirome-Ichiba-Market in Kochi ist absolut faszinierend. Das Essen wird an Ständen gekauft (ganz viele nehmen gerösteten Bonito, in einer Art Schiffchen angerichtet) und mit an lange Tische genommen. Sieht aus wie ein riesiges Gemeinschaftsessen und damit Gemeinschaftserlebnis. Und wieder: die Japaner soo freundlich! Ich betrachte eines dieser Essens-Schiffchen genauer, werde gestisch sofort zum Fotografieren aufgefordert (und hätte auch davon essen können, aber so weit wollte ich nicht gehen). Was für eine schöne Atmosphäre! Auf dem umgebenden Sonntagsmarkt bieten die Bauern Obst, Gemüse und Pflanzen an. Vieles recht teuer. Auf dem Meer Es wird langsam wärmer und immer wärmer – und immer dunstiger. Unangenehm. Wir schippern auf dem Ostchinesischen Meer. Zwischendrin niederstürzender Tropenregen („liquid sun“, sagt der Käpten, den wir im Fahrstuhl treffen), dann strahlender Sonnenschein. Das Meer aalplatt wie der Gauerbachsee, nur sehr viel wärmer. Abends treffen wir die 25jährige Chiefingeneerin des Schiffes. Sie trägt einen Pferdeschwanz und hat Geburtstag. Der Barpianist stimmt „happy birthday“ für sie an und wir singen – nach Möglichkeit – mit. Sie stammt aus der Türkei und fragt uns, ob wir schon mal dort gewesen seien. „Immer nur auf Durchreise“, geben wir zu Protokoll. Da wissen wir noch nicht, wie spannend sich unser nächster Istanbul-Aufenthalt gestalten wird. Wir lernen 4 weitere Deutsche auf deren Initiative hin kennen, sehr nett. Sind die (wenigen) anderen in der Nähe, sprechen wir laut englisch. Muss man nicht unbedingt kennenlernen. Zwei Tage auf See: Da kommt man auf alle möglichen komischen Ideen. Der Wind frischt ein bisschen auf und wir erfinden den Balkonhaarschnitt mit automatischem Haartransport ins Meer. Das geht ganz gut, da mit dem Haarschneider auch nicht so ganz viel Präzisionswerk erforderlich ist. Bisschen schaukelig schon, aber wer kann schon sagen, sein Haarschnitt stamme vom Ostchinesischen Meer? April Yehliu Geo Park (Taiwan) Sehr bizarr – leider auch sehr nass. Der Markt um den Park herum hat die Zeichen der Zeit erkannt und verkauft wie verrückt bunte Regenmäntel – danke für das schöne Fotomotiv! Der Yehliu-Geo Park liegt sehr schön über dem Meer, die Küste zerklüftet und diese Wahnsinns-Figuren haben sich ergeben aus unterschiedlichen Gesteinshärten. Unser Reiseführer macht sich Sorgen um den Hals der die Königin genannten Figur. Der sieht in der Tat schon recht fragil aus. Sie (die Königin samt Hals) wird deswegen heftig fotografiert. Ist es vielleicht so, dass uns die Dokumentationssucht angesichts angekündigter Vergänglichkeit besonders heftig überkommt? Es wird fotografiert, was das Zeug hält. Die ganze bunte Regenmantelbagage macht sich gut in der bizarren Landschaft. Auf dem Weg zur Tee-Plantage (Bio-Tee) regnet es immer mehr und dichter Nebel kommt auf. Ist – je höher wir kommen – schon auch ein bisschen unheimlich. Der Weg führt durch eine grau-grüne Vegetationshölle. Beim Tee-Pflücken passen wir (es gießt wie aus Kannen) und genießen stattdessen eine schöne Zeremonie. Die junge Frau („unser tea-master“) wirkt zutiefst gelassen und strahlt große Ruhe aus. Sie erklärt mir, wie man welchen Tee in welchem Gefäß aufgießt. Sie wirkt vollkommen gelassen. Da will ich auch hin! April Hongkong Die eigentliche Show ist wieder der Reiseleiter. Er heißt Patrick und erklärt uns im Laufe des Tages seine buddhistische Wiederkehrtheorie. Er war einmal ein Fisch (das erklärt, warum er gern und viel trinkt, besonders wenn sein Freund Jonny Walker vorbeikommt). Danach hatte er allerdings das Pech, als armer Reiseleiter in Hongkong wiedergeboren zu werden. Beim nächsten Mal möchte er gerne Rennpferd in Hongkong werden (wir fahren gerade an der Rennbahn vorbei). Grund: Im Sommer, wenn es extrem heiß ist (Juli/ August), gibt es keine Rennen, die Pferde bekommen zu fressen, erhalten Massagen und stehen in gut klimatisierten Boxen. Arme Reiseleiter dagegen müssen in der Hitze besonders viel arbeiten! Aha! Jetzt haben wir seinen Wiedergeburtswunsch verstanden. Wenn er sich dann aber als Rennpferd irgendwann ein Bein brechen werde, werde er erschossen und käme bestimmt als armer Reiseleiter in Hongkong wieder zur Welt. Derweil regnet es wie verrückt. Wir fahren mit der Tram zum Victoria Peak hoch. Die Tram wurde durch ein Schweizer Unternehmen ganz erneuert, aber die Strecke ist ja dieselbe und führt direkt in – noch mehr Regen und ordentlich Nebel. Null Sicht! Gut, dass wir am Ende unserer China-Reise vor Jahren einmal etwas mehr gesehen haben. Statt der wunderbaren Aussicht auf Hongkong beschäftigen wir uns mit dem Regenschirmtrockner, der in der Lobby steht. Interessantes und sinnreiches Tool angesichts der spiegelblanken Böden! Der Regen- und Nebelfall scheint rein statistisch der häufigere zu sein und Patrick führt deshalb 2 Bilder mit dem Ausblick von hier oben bei sich – zum Fotografieren! Er erklärt uns, er habe auf zwei Dinge im Leben keinen Einfluss: Auf den Schuhkauf seiner Frau und das Wetter. Stanley Market ist gnädiger Weise überdacht. Allerdings gatscht es ordentlich durch die angestückelten Wellbleche. Die Schuhe sind längst durch nass, die Jeans bis übers Knie. Bezüglich der nun angekündigten Sampanfahrt im Hafen von Aberdeen kommt keine rechte Freude auf. Von unten, von der Seite nass und nun noch aufs Wasser? Aber das Wunder geschieht: Der Regen hört kurz auf und wir sehen die ungeheuren Kontraste von ungeheuer protzigen Yachten der Reichen Hongkongs zu den ungeheuer verkommenen Hausbooten und Fischerbötchen der weniger Reichen. Die Fahrt durch den Hafen ist in jeder Hinsicht interessant, es kommt sogar ein Hauch Sonne um die Ecke. Am Abend entschuldigt sich Hongkong mit schönstem Sommerwetter und strahlenden Fassaden. April Gespräche beim Frühstück Zuerst ein sehr distinguiert wirkendes Paar, sie sehr goldbehangen. Wir unterhalten uns über den furchtbaren Regen in Hongkong. Die Liste meiner Total-im-Regen-Orte (Sidney, Tatoori Flower Park, Yehlin-Geo Park, Hongkong) wird langsam länger. Ich hoffe, ich habe mir an dieser Stelle nicht große Wärme und viel Sonne gewünscht. Die Folgen dieses Wunsches wären böse! Nach diesem Regen-Gespräch gehen die beiden weg und zu meiner Überraschung ruft sie plötzlich – goldbehangen und laut: „Oh I love the coulour of your shoes!“ Ich schaue völlig verblüfft auf meine nicht eben der Eleganz verdächtigen himmelblauen Birkis. Sie trägt Goldsandälchen der teuersten Art. „Meine sind bequemer“, denke ich. – Als nächstes setzt sich ein sehr blasses Paar neben mich (ich müffele länger an meinem frisch geschnittenen Obst herum). Sie im langärmeligen Trainingsanzug (es sind deutlich über 30 Grad). Sie erzählt, als sie das letzte Mal in Vietnam gewesen seien, habe es 99 Grad gegeben. Ich schaue verblüfft, vermute Fahrenheit und weiß wieder nicht, wie das umzurechnen ist. Und ich habe im Hinterkopf, dass für Da Nang 43 Grad angekündigt sind. Sie rechnet lange (dauert), ich schaue interessiert. Dann kommt das Ergebnis: „Very hot“. Aha! Sie haben vorher in Alaska gelebt und leben jetzt in Florida. Sind also durch nichts zu erschüttern. Das Wetter in Florida ist – wie sie mir versichert – „better for the bones“. Ich glaube, das Wetter im Emsland ist eben nicht gut „for the bones“. Dabei fällt mir auf, dass mir während der gesamten Reise nichts wehtut. Seltsam! Aber was soll man tun? Zurück ins Emsland halt. Und richtig: wenige Tage nach Beendigung der Reise fängt meine Körper-Wetterstation wieder an zu arbeiten. April Südchinesisches Meer Ein Tag auf dem Südchinesischen Meer. Es wird immer heißer. Fühlt sich an wie eine Waschküche in den 50er Jahren. April Hue (Da Nang) Mal was Neues: Die Gangway klemmt. Es wird eine local gangway herbeigeschafft und mit einem Autokran angebracht. Da ist es „noch“ 30 Grad, für mittags sind aber 43 angekündigt. Es stellt sich uns die durchaus dringende Frage: Wer wollte hier eigentlich hin?! Und vor allem: Wer in drei Teufels Namen wollte bei 43 Grad eine Rikscha-Fahrt machen? Die Temperaturen in Da Nang sind wirklich unerträglich. Unser sehr netter und fürsorglicher Reiseleiter parkt uns im Schatten, wo es geht. Er zeigt uns im (klimatisierten!) Bus Videos von der Landung der Amerikaner in der südchinesischen Bucht. Deutlich sieht man dort Frauen mit Blumen die Amerikaner begrüßen. Sie seien manipuliert worden, erklärt er und er wolle sich nun möglichst bei gegensätzlichen Medien informieren. Recht hat er, denn Information und Manipulation liegen oft nur einen Kameraschwenk oder einen blöden Spruch auseinander. Unterdessen fahren wir an einer wunderschönen Bucht entlang, es baden nur wenige, aber morgens und abends sei es dort recht belebt, sagt er. Tolle moderne Hotels wechseln mit verkommenen Buden und Fischerbooten. Die Vegetation ist beeindruckend schön: sehr große blühende Cassien, Frangipani, Hibiskus, Bougainville säumen den Straßenrand. In Da Nang ist das Cham-Museum (Nachfahren des ehemals bedeutenden Königreichs Champa) sehr interessant. Nach kurzer Zeit suchen alle aber unauffällig nach dem nächsten Ventilator, um sich davor zu positionieren. Es gibt Temperaturen, bei denen Kulturinteressen hinter Überlebensstrategien deutlich zurücktreten. Vom Cham-Museum geht es per Rikscha (alle Fahrer tragen gelb-bunte Hawaiihemden) sightseeing. Ich bin durchaus besorgt, denn die Zweiradfahrer wuseln millimeterknapp um uns herum. Es wird – wie in vielen asiatischen Ländern – mit der Hupe navigiert. Die Rikscha-Fahrer sind unglaublich freundlich und kurven uns trotz Hitze immer wieder zu Stellen, von denen sie glauben, dass wir sie sehen wollen. Dass ich mich sehr über die bunte Vegetation an den Straßenrändern freue, weiß mein freundlicher Fahrer nicht. Er zeigt mir große Brücken, Kirchen, Straßen, Bildschirme, die ich brav fotografiere. Leider haben wir kein vietnamesisches Geld getauscht, was mir sehr leidtut. „Tip!“ funktioniert eben nur bar. Und diesen Fahrern hätten wir gerne zu der Bezahlung von der Company etwas hinzugegeben. Nächstes Mal dran denken! Anschließend fahren wir – wieder an dieser wunderschönen Bucht mit den blühenden Bäumen entlang – zu den Marble Mountains (Marmorbergen). Ein ganzes Dorf macht hier Marmorstatuen. Ich kaufe für meinen Schreibtisch einen Cristle Marble Happy Buddha. Auch wenn das Material vielleicht weniger kostbar ist als angegeben: Er wird mir Glück bringen und mich an Da Nang erinnern. Als wir zur Lingh Ung Pagoda hinauffahren, sieht man immer wieder die riesige Quan Yin Statue, die Buddhis Goddess of Mercy. Unser Reiseführer erzählt, dass die amerikanischen Soldaten diesen Berg Monkey-Mountain genannt haben. Ich denke kurz an unseren alten Freund Chuck Cuic, der in den Siebzigern in Vietnam stationiert war. Er schenkte Charly Monecke eines Tages einen ledernen Tabakbeutel (sehr gut schließend) aus Vietnam. Dabei bemerkte er, da sei damals in Vietnam meistens etwas anderen drin gewesen. Und dann noch lapidar: Überhaupt seien sie meistens bekifft gewesen, anders hätte man das gar nicht aushalten können. Ob man danach die Veteranen fragen könnte, die unser Reiseführer heute herumfährt? Es sagt, sie seien ganz besonders interessierte und aufgeschlossene Reisegäste. April Altern, ein gestalteter Prozess!? Auf so einem Schiff trifft man unweigerlich auf sehr unterschiedliche Modelle, den Altersprozess zu gestalten und kommt ins Grübeln, zu welcher Kategorie man gehören möchte. Beobachtungen beim Frühstück: Alte Dame (ca 80) trägt eine pinkfarbene Brille, graue Haare mit einem ordentlichen, (also wohl gewollten!?) Rosaschimmer. Dazu ein rosa Lotterhemdchenkleid, wie ich es mit 17 einmal besaß (damals aus Kostengründen nach Brigitte-Schnittmuster selbst geschneidert). So what? Kann man ja machen, aber schöner wird sie durch dieses rosa Pölterchen nicht direkt. Ihr Gegenüber eine vielfältig tätowierte Dame, deren Tattoos alters- und gewichtsbedingt ziemlich auseinandergegangen sind. Haar kurz, oben blond mit dunkler Untermatte. So what? Ich liebe die Amerikaner. Sie können so einen Wahnsinn immer noch mit Würde tragen. Europäer haben da so einen leichten Hang zur Scham, der den lustigen Auftritt stört. Ein Ami (schlank, gelbes T-Shirt) kommt vom Sport. Er bewundert ausführlich das überaus wild gemusterte Blumen- und Hawaiimusterhemd – das viel Platz hat, sich auf der sehr fülligen Vorderseite seines Gesprächspartners auszubreiten. Ich warte auf Ironie. Vergeblich. Ich glaube, er findet das Hemd einfach schön. So what! April/1. Mai Ho Chi Mingh City (Saigon) Der Kapitän fährt uns ganz in den Saigon-River hinein. Mangrovenwälder rechts und links. Saigon ist eine schöne Stadt. Wir bewundern, umspült von Zweiradfahrern, die Bausubstanz des 19. Jahrhunderts und lernen, eine Straße selbstständig und verletztungsfrei zu überqueren. Echte Kunst. Im legendären Hotel Majestic (eröffnet 1925) bekommen wir eine wunderbare (klimatisierte) Tea-Time. Notre-Dame (bisschen kleiner als das Original in Paris) ist leider gerade eingehaust. Das Central Post Office von Villedieu ist wirklich schön, der Ben Than Market beinhaltet Furz und Feuerstein. Irgendwann, ganz ehrlich, unterscheidet man nur noch nach klimatisiert – nicht klimatisiert… Mai Singapore Singapore, schön wie immer: blühende Bäume und Büsche, cleane Straßen, freundliche Menschen…diesmal ist es hauptsächlich unser Rückkehrort. Nach Istanbul und dann Düsseldorf. Nach langem Flug in Istanbul: Das ist echt ein Flughafen zum Rennen! Weil trotz Koffer-Durchschleifen alle Kontrollen (Uhr ab, Gürtel raus, Devices raus…) gemacht werden, bilden sich so lange Schlangen, dass der Anschlussflug quasi nicht zu schaffen ist. Wir eilen, wir eilen, der Gatte geht noch schnell zur Toilette und ich erhalte am Gate das freundliche Angebot, ich könne allein fliegen oder gar nicht. Als ich schon Holland verloren wähne, kommt eine kleine Reisegruppe aus Ghana angerannt, schreit und macht ein derartiges Theater, dass sie den Bus tatsächlich noch einmal zurückbeordern und wir – wieder rennen! – doch noch mitfliegen können. Danke. Eure Emotionen und das mitgeführte Baby waren in diesem Falle Gold wert. Später in Düsseldorf stehen wir dann in derselben Schlange: Lost-And-Found-Schalter. Hier gab es jede Menge Lost: sehr viele Koffer waren nicht mitgekommen. Meiner kam 3 Tage später. Musste ja, da war meine Glücksbuddha drin. Wirkt also!                

Neuseeland: Großes Kino für Stella (für Bilder bitte anklicken)

  Neuseeland: Großes Kino für Stella Siehe auch: Jacinda Ardern, Christine Lambrecht und John Key Nach unserer Südamerikareise hatte ich wie üblich meinen Reisebericht auf momos-memos.de gestellt und unsere Mitreisende Stella schrieb mir dazu: „Großes Kino, momo!“ Ich habe mich seinerzeit über ihr Lob sehr gefreut. Bald schon hatten wir neue gemeinsame Reisepläne: Neuseeland sollte es werden und zu viert. Silvester in Singapur, dann Melbourne, mit dem Schiff um Neuseeland herum und von Auckland zurück nach Singapur und Frankfurt. Dann kam Corona: Erst machte Australien dicht, dann Neuseeland, dann Singapur…. dreimal in Folge wurde die Reise abgesagt. 2022 sah es nun endlich so aus, dass unser Plan Wirklichkeit werden sollte. Stella hatte im Herbst viel unerklärliche Rückenschmerzen, dann wurde es immer schlimmer und es wurde klar, dass sie nicht mitkommen konnte. Wir haben das lebhaft bedauert, sind aber dann als „Resttruppe“ allein gefahren. Schöne und schlimme Dinge liegen im Leben ja oft sehr nah beieinander und unsere Gefühle, wenn wir etwas besonders Schönes gesehen haben, waren immer auch einen Hauch mit dem Schmerz gemischt, dass Stella das nun nicht mehr sehen konnte. Bei den ungeheuer wechselvollen und pittoresken Ausblicken vom Mount Maunganui (bei Tauranga) aufs Meer habe ich dann kurz nach der Nachricht von Stellas Tod die schmerzhafte Schönheit der traumhaften Panoramen mit rauschendem Meer empfunden und daran gedacht, was sie damals gesagt hat: „Großes Kino, momo!“ Dieser Reisebericht ist also Stella gewidmet und den großartigen Landschaften und Himmelsszenarien Neuseelands. Der Bericht hätte auch wieder „Wolkenreisen“ heißen können, denn Wolken – Wolken! – in so ziemlich jeder Form und Farbe gab es wieder zu bestaunen. Beeindruckend auch immer wieder die Botanik. Das ist ja sowieso ein Fimmel von mir, aber als am Strand von Napier die Gazanien bis ans Meer blühten, konnte ich mich gar nicht wieder einkriegen: Aber der Reihe nach: Singapur zum Ersten (Hinweg) und zum Zweiten (Rückweg). Zweimal Neujahr! Diese Stadt wird gerne als Stopover benutzt, wenn man auf „die andere Seite“ der Welt möchte. Ein paar Tage Zeit dort sind aber absolut zu empfehlen, denn Singapur hat viele interessante und schöne Seiten. Es ist  grün und feucht und warm dort. Aber „grüne Hölle“ passt insofern gar nicht, als alles sehr gepflegt und vollkommen clean ist. Der Weihnachtsschmuck bei 32 Grad und üppig blühender Umgebung wirkt irgendwie seltsam. Ein junger Hotelbediensteter erkundigte sich am letzten Morgen unseres zweiten Aufenthaltes sehr intensiv nach den Temperaturen in Europa (es war 7 Uhr morgens und bereits 30 Grad) und sagte dann überzeugt: „Ich wandere später aus dahin, wo’s richtig schön kalt ist!“ Na ja, jedem seine Perspektive… Wer nach Singapur kommt, sollte nicht vergessen, eine schöne mollige Strickjacke mit sich zu führen. Das Weinrestaurant, in dem wir unser Silvester-Essen nahmen, war eiskalt. Man konnte aber lauwarmes (!) Wasser in türkisfarbenen Ikea-Tassen haben. Eine vierköpfige Familie am Nachbartisch verbrachte den letzten Abend des Jahres einträchtig, indem jede*r sich intensiv mit dem Smartphone beschäftigte. Alle haben irgendwie immer ihr Smartphone in der Hand. Sprachprobleme werden recht pragmatisch gelöst: Der Zimmerservice klingelt und hält mir ein IPhone vor die Nase. Drauf ein groß gedruckter Text: „Have you got any laundry?“ Dann bedeutet sie mir zu warten und anschließend in das Phone zu sprechen. Ich höre wie mein „nein danke“ in einen (vermutlich) chinesischen Singsang übersetzt wird, sie lächelt verbindlich, sagt tatsächlich selber „happy new year“ und verschwindet. Wie praktisch! Auf dem Hinweg haben wir den Botanischen Garten besucht, das ist eine wunderbare Anlage mit einer unschlagbar schönen Orchideensammlung. Da es der erste Tag des neuen Jahres war, waren dort sehr viele Picknickgruppen und lustige familiäre Versammlungen unterwegs. Auch bei diesem Ansturm von Menschen war die gesamte Parkanlage absolut clean, keinerlei Müll auf dem Rasen oder in den Rabatten. Nicht nur die Blumen-, sondern auch die Menschensammlung fanden wir durchaus bemerkenswert. Hintergrund für Hochzeiten, Ausführen der Hunde, Selfies mit Orchideenhintergrund…eine sehr ruhige und entspannte Nutzung im Gegensatz zu dem, was wir in den Gardens by the Bay erleben würden. Erstaunt war ich über den Garten der Berühmtheiten, wo ich als Orchideen-Spezialzüchtung zunächst nur Xi Yinping fand, zu meiner Beruhigung dann allerdings bald alle üblichen Verdächtigen. Als wir nach 20 Tagen nach Singapur zurückkamen, waren wir geneigt zu glauben, es sei dort schon für Ostern geschmückt, weil schon im Flughafen lauter Häschen dekoriert waren. Weit gefehlt: Es war schon wieder Neujahr, diesmal das chinesische und gefeiert wurde der Beginn des Jahres des Hasen. Das Hotel hatte sich ordentlich aufgebrezelt mit Lampions, chinesischen Glücksdrachen und sehr bunten Karnickeln… Hotel und Frühstück in Singapur Besonders deutlich wurde das Bemühen des Hotels, allen Geschmacks-Richtungen nachzukommen, bei der Deko und beim Frühstück. Die europäische Abteilung mit Kaffeemaschine, Backwaren, Rührei und Co. war eine Linie, viel umfänglicher aber fielen die Abteilungen mit den verschiedenen asiatischen Esswaren aus, die ich besonders interessant fand. Als ich eine junge Asiatin fragte, was das denn sei, was sie sich dort in Mengen auflud (der Koch hob fröhlich den Deckel von etwas, das für mich wie Dampfnudeln aussah), sagte sie, das wisse sie nicht, aber das esse sie jeden Morgen. Um diese Produkte schlichen auch einige von den in Schlafanzüge gehüllten Gestalten herum, die uns in Shanghai schon so amüsiert haben. Beliebt waren auch die einschlägig vorbestraften weißen Hotelschlappen, am hübschesten an zierlichen 36er Füßen so in Größe 45. Der Hit beim asiatischen Essen schien mir die „Suppe zum Selbstbasteln“ zu sein: In eine mit großen Kellen geschöpfte Brühe wurden allerei geheimnisvolle Dinge (einiges sah gefährlich nach Chili aus) eingerührt. Nachdem ich mit mit einem Franzosen ausreichend über die „Beurre Doux“ aus der Bretagne lustig gemacht hatte (am Abend lernten wir bei dem sehr indischen Italiener unten in der Hotelanlage eine junge Nahrungsmittelingenieurin aus der Normandie kennen, die uns ernst belehrte, es gebe halt keine Kühe in Singapur) , fiel mir dann auch noch eine ganze indische Abteilung auf. „Hier jibt et eben von allet“, würde der Berliner sagen, auch tschechisches und deutsches Bier (das wird billiger, wenn man es vor 7 p.M./19 Uhr trinkt!), dazu zum Neujahr des Hasen überall lustige Kaninchen-Hasen und andere bunte Tiere. Taxifahren in Singapur ist einigermaßen günstig und man kann mit der Kreditkarte bezahlen. Hätten wir auf dieser Reise mit Bargeld arbeiten wollen, hätten wir vier Sorten Dollar mit uns führen müssen: Singapurdollar, australische Dollar, neuseeländische Dollar und auf dem Schiff amerikanische Dollar. Ging aber alles mit der guten goldenen Sparkassen-Kreditkarte. Am günstigsten ist es auch, in Landeswährung zu zahlen, die Umrechnung in Euro geschieht dann in Deutschland. Wir ließen uns also zu den Gardens by the Bay fahren. Es regnete wie aus Kübeln, aber unser lustiger chinesischer Taxifahrer behauptete, er habe magische Kräfte und der Regen werde aufhören, sobald wir dort wären. Es stimmte, aber sein Poker-Einsatz war nicht besonders hoch. Diese Art Regen verhält sich nicht wie der emsländische Landregen: Kommt und geht lange nicht wieder, sondern ist heftig und kurz. Allerdings war die Feuchtigkeit dann so hoch, dass man klebte – und für die Frisur ist das auch nicht so richtig gut. Aber die Gardens by the Bay sind unbedingt einen oder besser viele Besuche wert. Da wir ja schon wieder im neuen Jahr gelandet waren, waren in den Gärten Unmengen von chinesischen Menschen unterwegs. Sie fotografierten sich gegenseitig oder selbst –  bis die Handys glühten! Wir waren lange in dem großen „Flower Dome“ unterwegs, ich habe aber nur eine einzige Frau gesehen, die sich für die Blütenpracht dort interessiert hat. Sie machte ein Foto von einer schönen Dahlie. Alle anderen posierten vor den Blumen und der Neujahrs-Deko, die sie als Hintergrund für ihre Selbstdarstellung benutzten. Das Ergebnis der Fotografie-Bemühungen wurde jeweils überprüft und bei unzureichender Schönheit der Abgelichteten mehrfach wiederholt. Beliebt waren als Hintergrundmotive auch die große Fülle von Hasen, die allerdings allesamt wie putzige Karnickel aussahen. Dabei gibt es eine gewisse Sorglosigkeit beim Mischen von künstlichen und botanischen (lebendigen) Gestaltungselementen. Von Singapur ging es weiter nach Melbourne. Von dort sollte es aufs Schiff gehen. Da der Transfer vom Flughafen ins Hotel „Batman’s Hill“ wieder nicht klappte, lernten wir das australische Taxiwesen (das uns in Melbourne fest in indischer Hand vorkam) kennen. Das Hotel, wie geduckt vor den umgebenden Hochhäusern, ist ein schönes altes Haus mit verblichener Würde. Unser Zimmer ist eher Badman’s Hill, renoviert, aber nicht fertig geworden… Die Lage ist allerdings sensationell gut. Der Name kommt übrigens nicht von irgendwelchen Fledermäusen, die das Personal eher verschämt (und ungern, wie uns eine Dame im Lift verschwörerisch versicherte) aufgestickt trägt. Sondern: Ein Herr John Batman (1801-1839) hat seinerzeit diese leichte Erhebung als für Besiedelung günstig entdeckt. So lernten wir Kawal kennen, der uns am folgenden Tag herumkutschierte und uns interessante Einblicke in seine Stadt gab. Da wir (er war soo freundlich) nicht so recht gestehen mochten, dass unser Interesse an Sport und militärischen Ehrenmalen (einschließlich des Rotkreuz-Esels) eher marginal ist, wurden wir jeweils dort abgelichtet. Die Parks und die blühenden Pflanzen gefielen uns ungemein, zudem Queen Victorias Market, der botanische Garten und die Struktur der Stadt, die überall großzügig, grün und sauber wirkt. Kawal muss ja nicht unbedingt erfahren, dass wir völlige Sportmuffel sind, nie verstehen werden, wie Cricket geht und über die vielen Orden im Shrine of Remembrance ziemlich perplex waren. Es war so ein schöner Tag mit Kawalit Singh! Absolut! Neuseeland und fremde Pflanzen und Tiere Bevor unsere Reise mit einem amerikanischen Schiff überhaupt losging, gab es allerlei schlechte Nachrichten über Nicht-Anlanden-Können, über „hull cleaning“ (das Wort vergesse ich nie, musste es zunächst aber nachschauen: Reinigung des Schiffsrumpfes). Zunächst hieß es, eben diese müsse von Tauchern in der Tasman Bay besorgt werden, wenn wir überhaupt in einen neuseeländischen Hafen wollten. Nun ist die tasmanische See geneigt, gelegentlich etwas kabbelige Wellen zu erzeugen. Keine Chance für „hull cleaning“! Nach zähen Verhandlungen (der Kapitän behauptete davon graue Haare bekommen zu haben; ein Witz, denn er hatte so viel wie keine) konnten wir einige Häfen auch so anlaufen, aber eben nicht alle geplanten. Da wir alle Anlandungen sehr schön fanden, waren wir aber zufrieden. Unsere neuseeländischen Freunde mussten ein Familientreffen umplanen, waren aber auch ganz entspannt. Ausgerechnet beim deutschen Abend (bisschen lustig, was Amerikaner darunter verstehen) wurde mir die kabbelige See zum Verhängnis und ich musste zum Erstaunen unserer neuseeländischen Freunde meine weitläufigen Erläuterungen zu „Wüaschtchen“ ,“Ssauerkraut“ und „Snitzel“ plötzlich aufgeben und unsere Kabine aufsuchen. Scheint bei mir einmal pro Reise „dran“ zu sein, machte natürlich angesichts des deutschen Buffets einen ausgesprochen schlechten Eindruck. Ist mir später nicht wieder passiert, nicht bei indonesisch, amerikanisch, französisch, chinesisch oder sonstwas. Bevor wir die tasmanische See mit den oben beschriebenen Folgen überqueren, landen wir Sidney an. Die Stadt mag uns wohl nicht und begrüßt uns mit schlimmem Dauerregen. Wir fliehen schließlich an unseren Liegeplatz nahe der Harbour Bridge. Zwei füllige australische Damen äußern beim Essen ihr ungebremstes Erstaunen über das Wetter. Und zwei Deutsche erzählen uns ihr Abenteuer auf der Azamara Persuit (wir hatten 2019 genau die Tour vor ihnen gebucht), von der sie wegen Corona nicht herunterkamen. Ewiger Urlaub ist auch irgendwie schwierig…Sobald der Regen aufhört, wird es warm und man ahnt, wie es normalerweise im Sommer in Sidney ist… Dunedin (gesprochen DuEdin) Mit Dunedin ging es uns wie mit Sidney: Heavy rain! Wunderbare Wolkenberge, gegen Abend dann etwas Sonne mit noch wunderbareren Wolkengetümen. Janet Frame (unbedingt lesen: Ihre Autobiografie „Ein Engel an meiner Tafel„!) ist hier geboren. Will hoffen, dass es nicht ständig so ist in Dunedin. Das könnte ihre Gemütsverfassung (mit) erklären. Wenn Ihnen das Lagerholz im Hafen von Dunedin auffällt: Das war das Bild in fast allen Häfen (riecht außerdem gut!). Es wird viel schnell wachsendes Radiata-Kiefernholz exportiert. In Neuseeland erhält die Forstwirtschaft im Rahmen des dortigen CO2-Handelssystems eine Vergütung für ihre Klimaschutzleistungen. Nämlich: Wo Bäume wachsen, binden sie Kohlendioxid und dienen damit dem Klimaschutz. Das zu belohnen, könnte vielleicht auch in Europa eine gute Idee sein? Ein Busfahrer erzählt uns, während wir einen endlos langen Hafenzug mit Langholz abwarteten, dass  das schnell wachsende Holz hauptsächlich zur Papiererzeugung nach Japan geht. Es gab aber auch wenige sehr umfänglich Bäume: Sumpf-Kauri und Kauri-Holz. Sie dürfen nicht gefällt werden, sondern müssen irgendwann umfallen/umgefallen sein. Zwischendrin erreichen uns Nachrichten zu Christine Lambrecht. Dazu eine Betrachtung unter „Gedanken zur Zeit“ Essen und Menschen auf dem Schiff Es gibt schon ein paar kuriose Typen auf dem Schiff: Einen nennen wir „den Hobbit“, fällt sehr klein aus, trägt dafür Riesenmützen, ist riesig laut und tanzt jeden Abend wie ein Tanzbär auf Deck 10. Viele Australier*innen, alle sehr nett, viele ziemlich füllig. Sie trinken abends gerne einen Famous grouse mit uns (auch Deck 10). Asiat*innen mit sehr kurzen Sportshorts (immer, egal, welches Wetter..), stark aufgebrezelte Amerikaner*innen … Gerade an denen haben sich meine Vorurteile richtig heißgelaufen: Sie waren ausnahmslos besonders nett, aufgeschlossen, interessiert an Europa. Nicht immer huntertprozentig informiert- genau wie wir… Eine fragte mich sehr nett und anteilnehmend beim Essen: Wenn wir nun nach Hause kämen, dann wär da ja Winter? (genaue Nachfrage zu Schnee, Eis und Temperatur, Interesse an der Differenzierung Nord-Süddeutschland). Dann die besorgte Nachfrage, ob man denn gar nicht heizen könnte, weil es in Europa doch grad gar kein Gas gebe… Ach ja: das Buffet quoll über vor Sommer: Melonen (3 Sorten), Ananas, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren und manchmal dicke Schwarzkirschen. Schlemmerland für mich. Timaru Das Wetter bleibt entgegen der Vorhersage schön und Timaru begrüßt uns leicht besonnt und mit einem kleinen Markt mit heimischen Produkten. In Timaru haben wir eine Regenjacke gekauft (wie immer wieder empfohlen: bei Kathmandu!). Zuerst dachten wir, es seien erstaunlich viele Leute auf dem Schiff schon mal in Kathmandu gewesen und hätten T-Shirts, Jacken, Sweatshirts….mitgebracht. Weit gefehlt: Das ist eine sehr beliebte neuseeländische Outdoor-Marke. Zu unserem Amüsement hatten sie in dem Kathmandu-Laden in Timaru „the boxing days“, die Herleitung vom 26.12., also dem Geschenkschachteltag (box), war uns ferne, aber die Auswirkung (bis zu 50 % Rabatt) recht angenehm. Seitdem wir diese erboxte Kathamandu-Regenjacke hatten, hat es in Neuseeland nicht mehr geregnet (allerdings gab es allerlei Unbill, nachdem wir weg waren, besonders in Auckland. Könnte es vielleicht bedeuten, dass wir die magische Jacke besser dort gelassen hätten?) Die Jacke ist nämlich magisch, wie die australischen Damen es vorausgesagt haben (no more rain, if you buy a new raincoat). Mal sehen, was wir mit der noch alles erleben werden…die alte Regenjacke jedenfalls führt ein einsames Leben im Hotel Batman’s Hill in Melbourne. Am Anfang und Ende des Hafenaufenthaltes immer dasselbe Ritual: die Hafenschlepper kommen, dann das Pilot-Boot, der Pilot geht an Bord und das Ganze rückwärts. Die Skipper auf den Bugsiers machten sich oft den Spaß, zum Schluss eine Runde um die eigene Achse zu drehen und zu winken. Waipara Hill – Weinproben In Waipara Hill wurde uns neben der Rebsorte Riesling in allen Schattierungen auch die Sorte Wüaztrem angeboten (was wir erst verstanden, als die Flaschen im Regal auftauchten) : Unsere Recherche zum Waipara-Hills-Weinbaugebiet ergab: Sehr schöne Hills, tolle Wolken, Hecken von blühendem Agapanthus, Gläser von Spiegelau!…und die Weißweine waren uns alle zu säurebetont, die Rotweine für Liebhaber schwerer französischer Rotweine zu „dünn“. Sicherlich gäbe es da in anderen Weinbaugebieten Neuseelands auch andere Befunde, aber einstweilen haben wir auf dem Schiff heimlich australischen Rotwein (Syrah, genannt Schiraaas) und Weißwein (Sauvignon blanc, genannt Schowinnon) mit Genuss getrunken. Aber: Die Weingüter sind schön gelegen, sehr gepflegt, alle Winzer sehr gastfreundlich und das Sortiment sogar humorvoll: Port of Littleton Wellington In Wellington blühten Metrosideros excelsa – auf maori Pohutukawa (neuseeländischer Weihnachtsbaum, auch Eisenholzbaum) und, wie fast überall in Neuseeland, Agapanthus. Der Hauptstadt Wellington sieht man nur hier und da noch die Folgen der schweren Erdbeben, die die Region immer wieder erschüttern, an. Insgesamt wirkt die Stadt grün und entspannt, die sogenannte Waterfront ist sehr schön hergerichtet. Hinter einem mit einer großen Kindermalerei dekorierten Bauwand sieht man einen zerstörten Spielplatz – ein Beispiel dafür, dass überall versucht wird, die Bevölkerung (hier die Kinder) zu beteiligen. („What do you love about Wellington’s waterfront?) Die Innenstadt wirkt mit Kunst, Museen und lustigen Geschäften (überall in Neuseeland sieht man z.B. Birkenstock-Läden) abwechsungsreich und freundlich, nirgendwo hektisch. Nicht alle Kunst erschloss sich uns spontan, einiges war ein bisschen ironisch, einiges architektonisch pfiffig. Die blaue Säule habe ich spontan „Goldschiss“ getauft. Am Abend findet in der Oper (die im Gegensatz zur übrigen gebäudlichen Struktur eine Renovierung vertragen würde) ein tolles Konzert mit dem Wellington Sinfonieorchester und Maori-Chören statt. Hier der Kapitän bei der Ansage (letztes Bild der Galerie). Nelson Im Hafen von Nelson bietet sich uns ein ähnliches Bild wie in fast allen anderen: Holz, Holz, Holz und – Hamburg Süd ist auch schon da. Nelson ist ein beschaulicher, sehr grüner, sehr blühender Ort. Wir finden Sequoiadendron giganteum wellingtonia von 1890, fein säuberlich durch ein Schildchen ausgewiesen. Riesenmammutbaum ist die einzige Art der Pflanzengattung Sequoiadendron (ich liebe das Wort!) und ziemlich beeindruckend. Noch schöner finde ich allerdings überbordend blühende Bougainvillea an Hauseingängen, riesige Mimosen mit rosa Puschelblüten, Oleander und blühende Jacaranda. Nelson ist der zweite Ort in Neuseeland, der sich 1858 Stadt nennen durfte, nicht wegen der Größe oder Einwohnerzahl (zu der Zeit etwa 5000), sondern weil sie eine Kathedrale gebaut haben. Eine erstaunliche Pionierleistung bei so wenigen Einwohnern. Dieselbe liegt auf einer Anhöhe und ist heute von einem Garten umgeben, der so manchem Botanischen Garten Konkurrenz machen könnte. Der Blick auf die Stadt durch Strelizien hindurch: einfach schön! In der Kathedrale gab es gerade einen Weihnachtsbaumwettbewerb, der uns sehr amüsiert hat. Im Ort immer wieder frappierend die Weihnachtsdeko inmitten verschwenderischer Blütenpracht. Das passt nur schwer zu unseren Weihnachtsvorstellungen. Und: Auf einem Platz mit Bänken steht ein „Klavier für alle“. Tolle Idee! Allerdings hatten wir es dann mit einem Nutzer zu tun, der einen sehr eigenartigen Ausbruch seiner musikalischen Schaffenskraft hatte: so schräg, dass alle so langsam den Platz verließen. Tja, Kreativität kommt nicht immer gleich gut an! Picton – Marlborough Sounds Ward Die Bucht vor Picton wirkt wie ein norwegischer Fjord oder ein Nebenarm des Genfer Sees. Alles sehr grün, netterweise angenehm sonnig und entspannt. Die Fähren zwischen der Nord- und der Südinsel verkehren dort und liegen parallel zu unserem Schiff. Freizeitboote, Fischerboote, Palmen, ein kleiner Strand und ein kleines Museum (Edwin Fox) machen das fast südländische Flair des kleinen Ortes aus. Und: Das Wasser wechselt ständig die Farbe! Napier Herrliches Wetter! Der Strand ist bis ans Meer mit gelb blühenden Gazanien besetzt, alle wie kleine Sonnen sich dem Licht entgegenstreckend. Dass es sowas gibt! Die gesamte Strandpromenade ist sehr gepflegt mit Skateranlage, Picknickplätzen, Spielplätzen, überdachten Sitzplätzen… Im Hafen das übliche Bild: Hamburg Süd ist schon da und ganz viel Holz… Am Ende wieder das Bugsier-Ritual: Tatsächlich einmal in die Runde! An der Seaside-Promenade findet sich das National New Zealand-Aquarium. Wir kommen gerade zur Fütterung der großen Fische durch Taucher zurecht. Man wird auf einer Art Laufband vorbeigeführt, so kann jede*r mal sehen. Es gibt viele interessierte Kinder, die auch besonders angesprochen werden. Wir sehen große Haie und Rochen, die die Taucher fressgierig umarmen. Tauranga und mein Lieblingsberg: Mount Maunaganui „The Mount“ Tauranga ist eine einigermaßen langweilige Stadt mit einem riesigen Hafen (Holz!Holz!Holz! und Unmengen von Containern). Hamburg Süd war auch schon wieder da. Wir fanden ein Hotel namens „Wanderlust“, die holztransportierende Bahn mitten durch den Ort, viele vietnamesische und chinesische Restaurants und quiekend ins Wasser springende Teenager. Aber: die Umgebung ist spektakulär schön. Allein die wechselnden Farben der Pilot- Bay-Seite! Auf einer Bank trafen wir einen älteren Herrn (vielleicht jünger als wir?) im Schatten sitzend (von dort in sicherer Entfernung seine Enkelkinder beaufsichtigend). Er riet uns, den Mount Maunganui zu umrunden, das wären sehr schöne Ausblick aufs Meer. Und das würde ja sogar er schaffen! Na denn! Auckland In Auckland (von der Stadt haben wir nur den Hafen und bei einer Taxifahrt zum Flughafen viel Grün gesehen) war dann Schluss der Reise – und zurück über Singapur. Wenige Tage später gingen dann in Auckland sintflutariger Regen nieder. Heavy rain hatten wir schon in Sidney und Dunedin, diesmal haben wir grad Glück gehabt! Diesem schönen Land und seinen sympathischen Menschen wünschen wir alles Gute, besonders natürlich Christy und Robert. (http://www.momos-memos.de/?p=4113) Kleiner und bitterer Nachsatz: Als wir mit dem Zug von Düsseldorf-Flughafen mit der Bahn durch die Republik fuhren, hatte ich einen Kulturschock. Dass wir in Deutschland mitten in einer Müllhalde leben, ist mir in der Schärfe noch nie aufgefallen. Nach Neuseeland und Singapur fragt man sich: Was machen wir denn  da? Geht das auch anders?