Nicht Tipp 19: Robert Seethaler, Der letzte Satz
Jetzt sehe ich den Letzten Satz von Seethaler, den ich gerade gelesen habe, auf der Longlist des Buchhandelspreises und auf Platz eins einzelner Leseempfehlungen. Nun gibt es gewiss viele Bücher, die man besser nicht liest. Da gilt denn aber auch der Selbstversuch. Wenn Sie an Mahler als Komponist und an seiner Musik interessiert sind, lassen Sie den Seethaler aus, in der Hinsicht hat der Roman meiner Meinung nichts zu bieten. Wenn Sie an einer auf das Äußerste verknappte (und sehr gekonnt auf wenige Motive zugespitzte) Biografie interessiert sind, dann lesen! Ich liebe die Kindertotenlieder und habe gehofft, hier ein bisschen mehr Einblick in Mahlers Biografie zu erhalten. Diese Erwartungshaltung und dieses Buch passten leider so gar nicht zusammen. Gekonnt erzählt, keine Frage, gekonnt zugespitzt auf diese eine letzte Reise und die existentiellen Selbstreflektionen des Protagonisten, aber das ist mir einfach zu wenig, wenn ich etwas von einem berühmten Komponisten verstehen will. Ich war dann geradezu erschrocken über den Perspektiv- und Zeitwechsel am Schluss, als der Schiffsjunge, der ihn betreut hat, aus einer Zeitung seinen Tod erfährt. Und das lag nicht nur daran, dass ich den Text per E-Book gelesen habe und nicht sinnlich erfahren konnte, wie dünn der Roman schon geworden war. Er kam mir auch motivisch nicht fertig vor. Diese Reduktion eines Genies auf eine Migräne, einen Kindstod und eine unglückliche Ehe ist mir einfach zu wenig.