Von Barcelona nach Hamburg (für Bilder bitte anklicken)

Hafen

Diesmal ist es nur eine kleine Flucht vor Geburtstagsrummel und zur Erholung. Das Rauschen des Meeres durch die geöffnete Balkontür das Nachts…! Das ist manchmal schon genug. Darum nur ein paar allgemeine Bemerkungen und einige Bildergalerien zum Gucken.

Heute las ich den Hinweis, es könne klug sein, nicht die allerschönsten Plätze der Erde zu fotografieren und in social media einzustellen, weil damit overtourism gefördert wird. Wir reisen deswegen nur mit kleinen Schiffen, weil der Effekt ja schon allein durch so eine Schiffsladung Menschen eintreten kann.

Ich dachte sofort an die letzte Station unserer Reise vor Hamburg: Brügge, das uns so gut gefallen hat, aber: Parallel zu uns legte ein relativ großes Schiff an. Das gibt dann sofort Gedränge. Ich musste mich innerlich ganz schön zur Ordnung rufen, denn ich war ja Teil des Problems. In Brügge haben wir das örtliche Bier getrunken, die örtlichen Pralinen gekauft und unörtliches (holländisches) Lakritz. Und wir fanden den Ort sehr charmant.

Vor vielen Jahren hat mein leider schon verstorbener Schwager, den ich zum Geburtstag anrief, gesagt: Ja du fehlst noch auf meiner Liste. Danke! Ich war einigermaßen verblüfft, dass da einer eine Aufstellung führte, auf der er offenbar dokumentierte, ob alle Freunde und Verwandten an seinem Ehrentage angerufen hatten.

Weil ich diesmal während meines Geburtstags auf dem Schiff war, kommen hauptsächlich Mails, Textnachrichten, aber auch ein paar Anrufe. Ich bestaune, dass ich mich darüber sehr freue, obwohl doch auf der Flucht vor Geburtstaggedöns! Ich mache mir doch tatsächlich Notizen in meinem Reisetagebuch, muss über mich selbst grinsen und höre so bei 40 auf zu zählen.

Agapanthus in Valencia und im Regen

Wir sind in Valencia und es regnet wie aus Kübeln. Ich bin ein bisschen geneigt (wegen meines Ehrentages!), das persönlich zu nehmen. Unsere spanische Reiseleiterin versucht ein bisschen schützende Plätze aufzusuchen. Die moderne Architektur ist sehr interessant, hat aber wenige Überdächer. Sie (die Reiseleiterin!) hat ähnlich hübsche Sprachmacken wie die Portugiesinnen: Bänke für Bank (Geldinstitut). Sie lässt eine kleine Pause vor einem Laden mit Souvenirs und Schirmen. Ich glaube, die sind da endlich mal ihre ganzen alten Schätzchen losgeworden. Ein Mitreisender läuft etwas geniert mit einer wilden Flamenco-Komposition in noch wilderen Farben einher. Wir haben (der Wetter-App sei Dank) die Neuseeland- und Norderneyjacken dabei.

Valencia im Regen

Über Melilla (spanische Enklave in Marokko, die aus anderen als touristischen Gründen bekannt wurde), Cartagena geht’s nach Cadiz. Dort gibt es unter hängenden Schinken Tapas zu verkosten und lustige Bemerkungen unserer Reiseleiterin. Abends liest Thomas Blubacher aus seiner Gebrauchsanweisung für Kreuzfahrten Beschreibungen von Beobachtungen, die wir den ganzen Tag sowieso um uns herum machen. Da das Schiff nicht sehr groß ist, allerdings in etwas milderer Form. Ich denke kurz an die von Foster Wallace beschriebenen Männerwadenprämierung, der dann ja zum Schluss kommt: In Zukunft ohne mich! Beim Aussteigen aus dem roten Sessel, in dem er lesend residiert, stolpert Blubacher. Ich glaube, das war der überraschendste Moment dieser Lesung. Fuß eingeschlafen!

Weil wir ja gerade in Portugal waren (Douro-Tal und Lissabon), versuchen wir dort noch andere Dinge zu sehen. Da uns der Weißwein bei der letzten Verköstigung nur mäßig begeistert hat, besuchen wir die Quinta da Bacalhoa in dieser Beilungsangelegenheit. Schöne Atmosphäre mit Kunstausstellungen und einer irritierenden Nachbildung der Dachau-Überschrift „Arbeit macht frei“. Dahinter Werke, die im Dritten Reich als entartet galten. Den genauen Zusammenhang konnte ich nicht herausbekommen. Auch jetzt noch nicht, mein Portugiesisch ist grottenschlecht (oder gar nicht vorhanden: Bei der letzten Reise habe ich doch tatsächlich fast 2 Wochen gebraucht zu kapieren, dass das Danke feminin und maskulin sein kann und ich gefälligst hätte obrigada sagen müssen). Es gibt also viele gute Gründe, nochmal nach Portugal zu fahren, etwas mehr Sprachkenntnis vorausgesetzt. Die Sache mit dem Wein ist auch noch gar nicht ausgestanden. In der Quinta da Bacalhoa schmeckte uns der Chardonnay sehr gut.

Auf derselben Tour besichtigten wir eine Azulejos-Manufaktur. Von der ausgerollten Tonplatte bis zur fertigen Fliese alles Handarbeit in verschiedenen Techniken. Die Motive sind traditionell, handgemalt, manche fanden wir verwunderlich. Ein kleines buntes Kästchen mit hübschem Ornament haben wir mitgenommen, soll uns erinnern, dass wir nochmal nach Portugal wollen…

Bildergalerie

 

Ausflug nach Obidus

Das portugiesische Rotheburg ob der Tauber: viel tolle alte Bausubstanz, viel Geschichte, eine fast geschlossen erhaltene Stadtmauer, auf deren Balustrade man entlangbalancieren kann, Schwindelfreiheit vorausgesetzt.

Bildergalerie

Wir landen an in Porto de Leixões

und fahren nach Guimarães

Die hübsche Stadt liegt im Norden und gilt als „Wiege der Nation“, weil hier der erste König Portugals (Alfons I.) geboren wurde und sie die erste Hauptstdt Portugals war.

Wir kommen dort am Tag des Kindes an und überall wird vorgelesen. Die Bausubstanz (viiel Vergangenheit!) ist beeindruckend und die Atmosphäre entspannt.

Ein Beispiel aus Guimarães dafür, wie unterschiedlich Kacheln (Azulejos) in Portugal verwendet werden, mal gaanz schlicht:

und mal gaanz  -sagen wir vornehm – ausdrucksstark:

A Coruña

In der Nacht kommt dichter Nebel auf, das Schiff tutet in regelmäßigen Abständen und macht weniger Fahrt. A Coruña sehen wir erstmal nicht, später klart es auf und wir finden die romanischen Kirchen, die Schinken und den Wein durchaus beeindruckend.

Im Hafen findet ein Benefizlauf statt, der so wirkt, als wäre mindestens die halbe Stadt in rappelgrünen Westen auf den Beinen. Unsere Reiseleiterin verkündet etwas vergnätzt, in A Coruña werde ständig gerannt. Als wir der Sache näher kommen, verstehen wir, was sie meint: Ein unglaubliches Musikgetöse, unterbrochen durch genauso laute Durchsagen, macht jede Verständigung unmöglich.

Benefizlauf um das Hafenbecken

Etwas abseits des Getöses stelle ich fest, dass ich in A Coruña in der Calle de San Franicisco ein Café betreibe. Bin dann aber angesichts der Elektroinstallation, die in Südeuropa fast so abenteuerlich ist wie in Asien, ganz froh, dass der Laden nicht zu meinen Portefeuille gehört. Renovierungbedarf!

Der Gang durch den Ort führt uns zu wunderbarer Romanik und endet in einem Lokal, in dem der Himmel voller (Serrano-) Schinken hängt.

Die Hütchen verhindern, dass den Gästen etwas aufs Haupt tropft (Fett nämlich)

Bilderbogen A Coruña

Leider wird St. Malo bestreikt, so fällt Mt St. Michel aus. Wir waren beide schon dort, trotzdem schade!

Hafenbecken von Honfleur

Im Ärmelkanal wird es eine bisschen rauer, erstaunlich, nachdem wir eine bügelbrettglatte Biskaya erlebt haben. Ankunft in Honfleur, dem charmanten Ort an der Mündung der Seine. Vor einem Jahr hatte ich hier versucht, das Satie-Museum zu besuchen. Ging nicht, es war Dienstag. Wann kommen wir diesmal dort an? Klar: Dienstag. Aber wir bleiben noch den Mittwoch und nun gelingt der Besuch. Man bekommt Mickymäuse auf die Ohren mit Saties Musik und Erläuterungen, leider nur englisch oder französisch. Das kleine Museum ist skurril, etwas für Satie-Liebhaber.

Satie-Museum

Im Ort werden viele kleine alte Straßen charmant restauriert. Die Atmosphäre ist entspannt, die Leute sitzen beim Essen und Kaffee um das Hafenbecken herum. Witzige kleine Galerien bieten Kunst und Kunstgewerbe an.

Galerien

Bildergalerie Honfleur

Noch eine lustige Kleinigkeit am Rande: Überall in Honfleur wird das Produkt Pisse de vache (ja, ganz richtig: Kuhpisse!) beworben. Einige Plakate behaupten sogar, man könne guten Gewissens gar nicht den Ort verlassen, ohne wenigstens eine Flasche davon mitzunehmen (on ne quitte pas Honfleur sans emporter une Pisse de Vache!). Dabei ist zu sehen, wie ein Bäuerlein den Kuhschwanz wie einen Schwengel bedient und aus der Kuh… na ja, es scheint sich um jus de pomme (Apfelsaft) zu handeln:

Apfelsaftreklame in Honfleur

Als ich einem deutschen Freund (der Mann hat Expertise: Tierarzt!) die Geschichte der Apfelsaftvermarktung von Honfleur erzähle, erklärt er mir, Kuhpisse rieche tatsächlich nach Apfelsaft! Donnerwetter. Diesen Zusammenhang kannte ich nicht. Ob das Produkt mir nun dadurch sympathischer geworden ist, muss ich gedanklich noch länger überprüfen. Erstmal haben wir die Flaschen in Honfleur stehen gelassen:

..allein schon die Farbe…

Nächster Hafen: Zeebrügge. Im Gegensatz zu zum Beispiel Lissabon (man liegt dort sehr hübsch mitten in der Stadt) liegen wir hier in einem Containerhafen (hässlich). Aber Brügge ist eine schöne Stadt: Bisschen viel Touristen heute….Wir gehören dazu.

Da mit uns zusammen ein größeres Keuzfahrtschiff angelegt hat und Schulklassen im Ort unterwegs sind, ist es schon etwas wuselig. Wir würdigen die Produkte der Gegend, indem wir von dem guten Bier (allerdings nur 2 von 60 Sorten!) probieren, die Pralinen bestaunen und einpacken lassen (jo! schon!) und von den echten Pommes (die kommen nämlich aus Belgien und nicht aus Frankreich, wie viele glauben) Abstand nehmen (am Ende passt ja sonst gar nichts mehr!).

Leckeres Bier vor der schönen Kulisse Brügges

Diese Touristin wollte sich von ihrem Freund fotografieren lassen. 100 anderen taten das nun auch…

Auf dem Weg zurück nach Hamburg ist es Nordsee-frisch,

Unser letzter Hafenschlepper

wir lesen dabei von Rekordtemperaturen im Emsland. Und richtig: Als wir dort ankommen, ist es erheblich wärmer als in Spanien und Portugal!