Armenien (für Bilder: anklicken)

  1. Armenien: Viele Menschen, viele Kirchen, wenig Land

„Vom Meer zum Meer“, begleitet von einer weit ausholenden Geste, so lautete oft der Einleitungssatz bei Vorträgen zur Geschichte des Landes Armenien.

Von I, Aivazovsky, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2252877

Gesprochen in Museen, vor Denkmalen; die Erinnerung an ein großes Reich ist allgegenwärtig, die tatsächlich verbliebene Ausdehnung etwa von der Größe Brandenburgs eher bescheiden. Das armenische Selbstbewusstsein allerdings ist deutlich größer als das derzeitige Staatsgebiet. Besonders schmerzhaft für die Armenier: Der Verlust von identitätsstiftenden zentralen Gebieten, allen voran der Ararat. Den finden wir dafür abgebildet auf allerlei Verbrauchsgütern, der imposante Doppelkegel muss sogar für Kleenexboxen herhalten. Am bekanntesten sind die Weinbrandflaschen. Das beinhaltete Produkt kann es aus Sicht der Reisegruppe mit jedem Cognac aufnehmen. Überhaupt: Keine Sorge, gutes Essen und guter Wein sind (fast) überall zu finden.

Ararat-Kleenexboxen

 

Sehnsuchtsort Ararat

Vor der Kaskade mit dem Cafesjian Center of the Arts in Jerewan steht eine Statue von Eriwans Stadtplaner Alexander Tamanjan. Er hatte bereits in den 30er Jahren den Ursprungsentwurf für den Treppenbau angefertigt. Fertig sind Anlage und Museum bis heute nicht. – Ganz in der Nähe: Das Matenadaran (Zentralarchiv für armenische Handschriften). Interessante und sehenswerte Exponate! Dazu: Lesetipp 18

Vor dem Matenadaran

Zugang:

http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/flagship-project-activities/memory-of-the-world/register/full-list-of-registered-heritage/registered-heritage-page-5/mashtots-matenadaran-ancient-manuscripts-collection/

Buntes Jerewan – Zum Vergrößern Bilder anklicken

Auch Jerewan: Jeden Abend tanzende Fontänen mit Musik auf dem Republikplatz

Kulturell kann man Armenien einerseits als postsowjetisch bezeichnen, aber eher herrscht eine interessante Mischung aus westlich orientierter Konsumorientierung und ländlicher Armut. Dabei ist Armenien so eingeklemmt wie eh und je, diesmal zwischen seiner Garantiemacht Russland und dem Wunsch, sich stärker zu europäisieren. Eine kurze Phase als Republik (1918 – 1920) steht eine Phase als Teil der Transkaukasischen SFSR (Armenien, Georgien und Aserbaidschan) bis 1936, dann eine sehr lange als Armenische Sowjetrepublik als Teil der Sowjetunion gegenüber.

Chatschkare (Gedächtnissteine mit Reliefkreuz) bei der Kathedrale von Etschmiadsin. Diese wird gerade renoviert, aber ein sehr netter deutschsprachiger (!) syrischer (!) Bauleiter lässt mich in den Eingang lugen.Er erzählt eine sehr traurige Geschichte über seine Familie. Zum Vergrößern Bilder anklicken.

Auch sehr traurig: Der von der Türkei bis heute geleugnete Völkermord an den Armeniern, eine omnipräsente Wunde, die offenbar auch junge Menschen bis heute in ihrer Staats-Identität bestimmt.

Klosteranlage Haghardzin: Regenbogen durch ein Kirchenfenster

Haghardzin, renoviert 2011

Der Abt Aristages der Klosteranlage erklärt uns fröhlich (und in fließendem Deutsch), dass  sie anderntags (das ist dann der 17.9.19) Joachim Gauck zu Besuch erwarten.

1988 erschüttert ein schweres Erdbeben Armenien. Zum ersten Mal lässt die Sowjetunion ausländische Helfer zu. 1991 löst sich das Land mit einer Unabhängigkeitserklärung von den Sowjets und das heutige Armenien entsteht. Der gesamte westliche Teil des armenischen Siedlungsgebietes bleibt aber unter türkischer Herrschaft.

Tempel von Garni – Modeaufnahmen

Garni et al, Armenischer Bilderbogen – Zum Vergößern Bilder anklicken

Die politische Entwicklung des Landes verläuft -vorsichtig beschrieben- krisenhaft.

Neuerdings gibt es aber einen neuen Hoffnungsträger: Im Frühjahr 2018 beginnt die „Samtene Revolution“ gegen eine korrupte und zunehmend autoritäre Regierung. Eine seltsam geräuschlose Revolution führt dazu, dass Nikol Paschinjan, der Anführer der Proteste, zum Premierminister ernannt wird.

 

 

 

 

 

 

 

Eine besondere Situation, die in Armenien immer wieder deutlich wird: Es gibt offenbar eine bedeutende Schattenmacht von Exilarmeniern. (etwa 3 Millionen Armenier leben im Land, geschätzt 7 Millionen außerhalb). Sie unterstützen die Demonstranten und werden auch wohl weiter politisch wirksam sein.

Ein ungeheurer Erwartungsdruck liegt auf Paschinjan: Überwindung der Oligarchie, gute Beziehungen sowohl zu den USA wie zum Nachbarn Iran, zu Russland wie zur EU. Gleichzeitig schwelt der Konflikt in Berg-Karabach weiter.

Verkaufslada

Kaum vorstellbar, dass all das gelingen wird und man wird sehen, wie die Armenier damit umgehen…

Der Blick auf Armenien bleibt spannend….so oder so…

Armenische Landschaft mit Ararat „auf der anderen Seite“

2. Georgien: Italien des Ostens

3. Aserbaidschan: Land des Feuers

Geschüttelt und gerührt: Reiseimpressionen Nepal 2076