Mehrere Texte von Alexijewitsch hintereinander genossen, können sich schon ordentlich aufs Gemüt legen. Also zwischendurch etwas leichtere Kost. Trotzdem (oder eben gerade) gut zu lesen, gut geschrieben.
Ein eigentlich ganz ernstes Thema mit durchaus satirischen Elementen in der Gegenwart. Der Roman beginnt mit Heimatvertriebenen im Alten Land vor Hamburg.
Die alt Eingesessenen zeigen den oft beschriebenen Widerstand gegen die Neuankömmlinge. Ein Konflikt, der hier, ohne die dahinter stehende Tragik zu leugnen, gleichsam leichtfüßig daher kommt. Der traumatisierte Kriegsheimkehrer zeigt eine eigentümliche Heiterkeit und Zuwendung zu Vera, dem „Polackenkind“, das 1945 aus Ostpreußen auf dem Hof seiner Mutter gelandet ist.
Die Beschreibung des zeitgenössischen Alten Landes dann macht Dörte Hansen zu einem ausgesprochenen Leseamusement. Die Charaktere: Der aus Hamburg geflohene Redakteur, der nach Erfahrungen mit dem erdzugewandten Pseudoidyll doch wieder nur die Landsentimentalität der Städter zu bedienen beginnt (seine Frau kocht Marmelade!). Die Alt-Einwohner, die darüber lächeln und profitorientiert handeln. (In der köstlichen Ironisierung der Landliebe-Zeitungen erkennt man Dörte Hansens journalistischen Hintergrund.)
Schließlich flieht Anne, die Nichte Veras, aus der Vollwert-Helikopter-Eltern-Welt der Stadt und vor ihrem fremd-verliebten Mann mit ihrem Sohn zu Vera auf den Hof. Wie die Veränderung nicht nur dieses Kindes im Zusammentreffen mit „echten“ Landkindern geschildert wird, das hat komödiantischen Charakter..absolut köstlich zu lesen!
Dörte Hansen, Altes Land, München 2015