Douro-Tal und Lissabon (für Bilder bitte anklicken)

Wie so vieles im Leben eine Frage des Blicks: Diesmal keine Reisebeschreibungsoper, sondern nur ein paar Häppchen für diejenigen, die noch nicht dort waren und so verführt werden sollen, dieses wunderbare Land zu besuchen: Portugal: Douro-Tal, Lissabon und bisschen drumherum Die portugiesische Fluglinie TAP (Transportes Aéros Portugueses), leicht erkennbar an den lustigen Farben, bringt uns von Frankfurt nach Lissabon, dann nach Porto. Vorsicht: bei TAP gibt’s nix zu futtern, richtig: nix! Einen Becher Wasser…das war’s. Okay, niemand stirbt auf einem 3 Stunden, 10 Minuten Flug Hungers, aber wenn man’s nicht weiß, ist es schon ein bisschen verblüffend. Wenn Sie im Besitz einer Kreditkarte (ha, ich nun wieder!) sind, können Sie aber ein Gläselchen Wein (serviert in einem Fläschelchen) und ein belegtes Pappbrötchen käuflich erwerben. Besser: Knifte mitnehmen! Das taten alle um uns herum, die schon mal mit TAP geflogen sind. Gab so ein Gefühl wie Schulausflug mit Mettbrötchen und Eier pellen beim Ortausgang. TAP gehört inzwischen zu über 70 % dem portugiesischen Staat. Und überhaupt: die Portugiesen sind nicht auf Rosen gebettet… Gleich in Porto vom Hügel der Kathedrale aus wird uns in wenigen Bildern klar, dass ein Erbe von solch architektonischer Pracht und eine ungeheure Fülle von nicht im Zweiten Weltkrieg zerstörter Bausubstanz Schattenseiten hat. (Portugal blieb neutral) Wer soll all diese aufwendigen Renovierungen zahlen? In der Salazar-Diktatur (bis 1974) wurden die alten Häuser billig vermietet und nicht renoviert, später war dafür kein Geld und seit der EU-Mitgliedschaft (1986) begann eine zögernde Aufbauarbeit, die angesichts der Fülle des Erbes fast nicht zu stemmen ist, dazu überschattet von Krisen und extremen Sparverordnungen der EU-Kommissare. Jedes renovierte Gebäude (ungeheure Kulturschätze!) ist da ein Glück. Zerstörung durch Gewalt hat es zuletzt während des Erdbebens von Lissabon (1755) gegeben, alles andere droht nun an vielen Orten der Zahn der Zeit zu zerstören. Porto: Bauten und Buden Eine Seefahrernation Am deutlichen fühlen kann man das Seefahrer-Erbe des Landes in Cabo da Roca. Das ist der westlichste Punkt Europas. Danach kommt westwärts viiiel Meer, noch mehr Meer und nach 1500 km die Azoren. Die östliche Begrenzung besteht aus Spanien und da es vom größeren Bruder immer mal Vereinnahmungsversuche gab, gehört es zu den ersten Informationen der Reiseleiterinnen, dass die beiden Länder nur 60 Jahre! nur läppische 60 Jahre! vereint waren (1580 bis 1640, das kann ich auswendig, weil es ziemlich oft wiederholt wurde). Die Freundschaft hält sich immer noch in Grenzen, ist aber auf den Zustand einer freundlichen Kabbelei abgesunken. Trotzdem ist der Selbstbehauptungsprozess der Portugiesen aktiv und präsent, dort lauern offenbar immer noch einige Empfindlichkeiten. Also: Niemals behaupten, Portugal sei wie Spanien. Das wäre so unhöflich wie doof, denn die Portugiesen sind ein sehr freundliches Volk. Aber ein paar Sachen wollen sie nunmal nicht hören und haben… Was ist logisch in der Situation? Östlich die ungeliebten Spanier, westlich das weite, weite Meer? Richtig: Nach Westen wird erkundet und das – wie wir wissen – ungeheuer erfolgreich. Wir genießen diesen Reichtum noch heute in den erhaltenen Bauwerken des Manuelismus. Am Cabo da Roca blühen ganze Felder von gelber Mittagsblume (Carpobrotus edulis, auch essbare Mittagsblume, gelten als invasiv), die ihrem Namen Ehre macht, indem sie uns bei unserem vormittäglichen Besuch eher die kalte Schulter oder nur mäßig geöffnete Blüten zeigen. Auf dem Stein steht: „Hier, wo die Erde endet und das Meer beginnt…“ (Luís de Camões, 16. Jahrhundert) Das genau ist das Gefühl! Cabo da Roca Der Douro Er entspringt in Spanien in den Picos de Urbión auf 2080 Metern Höhe. Logisch, dass er allerlei Staustufen und Schleusen überwinden muss, um das Meer (N.N. liegt ja bekanntlich 2080 m tiefer) zu erreichen. Leider haben die Spanier ihm keine Schleusen gegönnt, so dass er nur auf den 211 km in Portugal schiffbar ist. Die Schleusen dort haben’s in sich, Fallhöhen über oder um 30 m sind dreimal im Sortiment, Pocinho und Crestuma haben etwas weniger. Die Eisenbahn fährt am Rande des Flusses mit (von Porto bis Pocinho), danach können Sie sich vielleicht einen hübschen stillgelegten Bahnhof an der ebensolchen Strecke kaufen!? Die Gegend ist schön! Weinberge und immer steiler werdende Schluchten in Richtung spanische Grenze, ruhigere Abschnitte in Richtung Porto mit allen renommierten Namen der Portwein- und Weinproduktion an den Ufern laden zum Gucken und Gucken … ein. Fluss-Meditation Der Douro wechselt die Farben, die Flussgeschwindigkeit, überwindet in Schleusen in den Schluchten von Valeria gerade mal eben 34 Meter  Höhenunterschied…Die Landschaft drumherum ist Anfang April wie in den Strartlöchern. Einige Bäume sind nur grün überhaucht, andere schon im vollen Quietschgrün des Frühlings. Rotmilane kreisen. Hier und dort leuchtet ein roter Tupfen Mohn, die Weinberge schimmern in nackter Erde, gelbbraun, rotbraun, fein liniert durch Rebterrassen. Etwas Gelb vom Ginster leuchtet auf, grelles Grüngelb von wildem Senf und dann dieses unverschämte Dottergelb der Butterblumen. Der Douro glänzt graubraun, von einer grauen Schotterpiste der vor Salamanca stillgelegten Eisenbahn gesäumt. Hübsche kleine, oft allerdings verfallende Bahnhöfe, an einigen leuchtet „se vende“ (zu verkaufen). Olivenhänge und Begrenzungen der Weinberge durch Linien graugrüner Oliven wandern vorbei. Quintas, die schon bessere Tage gesehen haben, einige aber auch im strahlenden Weiß einer frischen Renovierung. Das lebhafte Pink von Cercis (meinetwegen: Judasbaum, ich mag den Namen nicht…) und das Blauviolett der Glycinen  an den Häusern…Wenn man all das lange genug an sich vorüberziehen lässt, tritt dieser Zustand des Innen-Drin-Total-Zufrieden-Und-Entspannt-Seins ein, den man sonst nur durch Meditaion erreicht! Wundervoll! Porto ist Anfangs- und Endpunkt der Douro-Kreuzfahrten. Die Stadt ist nach Corona jetzt wieder voller Leben und man merkt, dass alle froh sind, die Touristen wieder zu begrüßen. Am Anleger singt eine junge Frau ein altes Lieblingslied von mir (Girl from Ipanema) natürlich im portugiesisch-brasilianischen Original (Garato de Ipanema, Moraes/Jobim 1962). Über ihre schöne Stimme und sowieso und überhaupt: Ich bin beglückt! Die Straßenhändler sind da, aber nicht aufdringlich, die Cafés und Restaurants voll. Insgesamt eine fröhliche und entspannte Stimmung in der Stadt. Klug könnte es allerdings sein, die Feiertage zu meiden, da wird es dann arg voll. Überall wird gebaut, es entsteht eine neue U-Bahn und vor dem spektakulär mit Azujelos geschmückten Bahnhof klafft eine große Baugrube. Man kann auch deutlich hören, dass der Untergrund hauptsächlich Granit ist – schwer zu überwinden! Ach ja – und der Zusammenhang zwischen einer Port- und Sherrymarkenreklame (der Mann mit dem großen schwarzen Umhang) und der Universitätsbekleidung in Coimbra wurde uns spontan klar, als junge Studentinnen dort in traditioneller Kleidung bunte Stifte verkauften: Lamego Besonders bekannt in Lamego ist die Rokoko-Kapelle Santuário nossa mit der 613 stufigen Wallfahrtskapelle. Sehr schön auch der gotische Dom mit interessanten Portaldetails, die Sünden betreffend. Eine heiter wirkende Stadt, in der man den heimischen Schaumwein trinken soll. Wir haben uns aber nicht an diese Empfehlung gehalten – weil wir halt lieber ruhigen Wein mögen. Bilderbogen Lamego Coimbra Coimbra ist eine alte Universitätsstadt. Den schwarzen Umhang als Bekleidung für die Studenten („Sandeman-Umhang“) kennen Sie schon. Im Innenhof der Universität finden wir zwei Schulklassen unterschiedlichen Alters unterschiedlich nachlässig in farbige Schuluniformen gekleidet. Bilderbogen Coimbra Fatima Zu Fatima nur soviel: Für mich zu viel Gigantomanie, Glauben und Gold. Dafür blühte der Ginster sehr schön und junge Techniker rollten in der Kirche ihre Kabelrollen für die Osterübertragung aus. Ein Stückchen Berliner Mauer hatten sie auch… Lissabon Für Lissabon braucht man mehr Zeit als wir sie hatten. Ein Grund wiederzukommen! Und: nicht zu Feiertagen hinfahren! Unglaublich schön fanden wir den Kreuzgang des Hieronymus-Klosters (gilt als einer der Höhepunkte des manuelinischen Baustils). Hieronymus ist einer der 4 lateinischen Kirchenväter und hat die Bibel ins Lateinische übersetzt (Vulgata). Es war aber Karfreitag und als wir wieder herauskamen, war uns sonnenklar, dass wir über einen Besuch der Kirche nicht nachzudenken brauchten. Die Schlange reichte bis zum Horizont:   Bilderbogen Hieronymus-Kloster Bilderbogen Lissabon am Karfreitag 2023 (ein sehr bunter Bilderbogen, der insgesamt am 7.4.23 entstanden ist) Diesmal werde ich nicht alle Geschichten erzählen, nicht von den Azulecos am Bahnhof von Pinhão, nicht von Salamanca (Ausflug nach Spanien), nicht von Sintra, wo das Personal streikte und wegen Ostern alles verstopft war… aber ein paar Nebenbeobachtungen sollen Sie am Schluss noch etwas zum Schmunzeln bringen: von Touristen, die nicht aus dem Denkmal gehen und somit mit abgelichtet werden müssen, dicken Katern, die auf dem Fischmarkt in Porto leben, Tischecken im Mateuspalast mit Selbst-Busenhalterin, Bier, das tatsächlich Superbock heißt,  und einer Dame, die sich vor dem Mateuspalast im Wasser räkelt. Den Rest müssen Sie sich schon alleine anschauen, wir haben schließlich auch nicht alles sehen können…und müssen nochmal wiederkommen. Aber eine Geschichte werde ich noch erzählen: die von den portugiesischen Reiseleiterinnen!

Neuseeland: Großes Kino für Stella (für Bilder bitte anklicken)

  Neuseeland: Großes Kino für Stella Siehe auch: Jacinda Ardern, Christine Lambrecht und John Key Nach unserer Südamerikareise hatte ich wie üblich meinen Reisebericht auf momos-memos.de gestellt und unsere Mitreisende Stella schrieb mir dazu: „Großes Kino, momo!“ Ich habe mich seinerzeit über ihr Lob sehr gefreut. Bald schon hatten wir neue gemeinsame Reisepläne: Neuseeland sollte es werden und zu viert. Silvester in Singapur, dann Melbourne, mit dem Schiff um Neuseeland herum und von Auckland zurück nach Singapur und Frankfurt. Dann kam Corona: Erst machte Australien dicht, dann Neuseeland, dann Singapur…. dreimal in Folge wurde die Reise abgesagt. 2022 sah es nun endlich so aus, dass unser Plan Wirklichkeit werden sollte. Stella hatte im Herbst viel unerklärliche Rückenschmerzen, dann wurde es immer schlimmer und es wurde klar, dass sie nicht mitkommen konnte. Wir haben das lebhaft bedauert, sind aber dann als „Resttruppe“ allein gefahren. Schöne und schlimme Dinge liegen im Leben ja oft sehr nah beieinander und unsere Gefühle, wenn wir etwas besonders Schönes gesehen haben, waren immer auch einen Hauch mit dem Schmerz gemischt, dass Stella das nun nicht mehr sehen konnte. Bei den ungeheuer wechselvollen und pittoresken Ausblicken vom Mount Maunganui (bei Tauranga) aufs Meer habe ich dann kurz nach der Nachricht von Stellas Tod die schmerzhafte Schönheit der traumhaften Panoramen mit rauschendem Meer empfunden und daran gedacht, was sie damals gesagt hat: „Großes Kino, momo!“ Dieser Reisebericht ist also Stella gewidmet und den großartigen Landschaften und Himmelsszenarien Neuseelands. Der Bericht hätte auch wieder „Wolkenreisen“ heißen können, denn Wolken – Wolken! – in so ziemlich jeder Form und Farbe gab es wieder zu bestaunen. Beeindruckend auch immer wieder die Botanik. Das ist ja sowieso ein Fimmel von mir, aber als am Strand von Napier die Gazanien bis ans Meer blühten, konnte ich mich gar nicht wieder einkriegen: Aber der Reihe nach: Singapur zum Ersten (Hinweg) und zum Zweiten (Rückweg). Zweimal Neujahr! Diese Stadt wird gerne als Stopover benutzt, wenn man auf „die andere Seite“ der Welt möchte. Ein paar Tage Zeit dort sind aber absolut zu empfehlen, denn Singapur hat viele interessante und schöne Seiten. Es ist  grün und feucht und warm dort. Aber „grüne Hölle“ passt insofern gar nicht, als alles sehr gepflegt und vollkommen clean ist. Der Weihnachtsschmuck bei 32 Grad und üppig blühender Umgebung wirkt irgendwie seltsam. Ein junger Hotelbediensteter erkundigte sich am letzten Morgen unseres zweiten Aufenthaltes sehr intensiv nach den Temperaturen in Europa (es war 7 Uhr morgens und bereits 30 Grad) und sagte dann überzeugt: „Ich wandere später aus dahin, wo’s richtig schön kalt ist!“ Na ja, jedem seine Perspektive… Wer nach Singapur kommt, sollte nicht vergessen, eine schöne mollige Strickjacke mit sich zu führen. Das Weinrestaurant, in dem wir unser Silvester-Essen nahmen, war eiskalt. Man konnte aber lauwarmes (!) Wasser in türkisfarbenen Ikea-Tassen haben. Eine vierköpfige Familie am Nachbartisch verbrachte den letzten Abend des Jahres einträchtig, indem jede*r sich intensiv mit dem Smartphone beschäftigte. Alle haben irgendwie immer ihr Smartphone in der Hand. Sprachprobleme werden recht pragmatisch gelöst: Der Zimmerservice klingelt und hält mir ein IPhone vor die Nase. Drauf ein groß gedruckter Text: „Have you got any laundry?“ Dann bedeutet sie mir zu warten und anschließend in das Phone zu sprechen. Ich höre wie mein „nein danke“ in einen (vermutlich) chinesischen Singsang übersetzt wird, sie lächelt verbindlich, sagt tatsächlich selber „happy new year“ und verschwindet. Wie praktisch! Auf dem Hinweg haben wir den Botanischen Garten besucht, das ist eine wunderbare Anlage mit einer unschlagbar schönen Orchideensammlung. Da es der erste Tag des neuen Jahres war, waren dort sehr viele Picknickgruppen und lustige familiäre Versammlungen unterwegs. Auch bei diesem Ansturm von Menschen war die gesamte Parkanlage absolut clean, keinerlei Müll auf dem Rasen oder in den Rabatten. Nicht nur die Blumen-, sondern auch die Menschensammlung fanden wir durchaus bemerkenswert. Hintergrund für Hochzeiten, Ausführen der Hunde, Selfies mit Orchideenhintergrund…eine sehr ruhige und entspannte Nutzung im Gegensatz zu dem, was wir in den Gardens by the Bay erleben würden. Erstaunt war ich über den Garten der Berühmtheiten, wo ich als Orchideen-Spezialzüchtung zunächst nur Xi Yinping fand, zu meiner Beruhigung dann allerdings bald alle üblichen Verdächtigen. Als wir nach 20 Tagen nach Singapur zurückkamen, waren wir geneigt zu glauben, es sei dort schon für Ostern geschmückt, weil schon im Flughafen lauter Häschen dekoriert waren. Weit gefehlt: Es war schon wieder Neujahr, diesmal das chinesische und gefeiert wurde der Beginn des Jahres des Hasen. Das Hotel hatte sich ordentlich aufgebrezelt mit Lampions, chinesischen Glücksdrachen und sehr bunten Karnickeln… Hotel und Frühstück in Singapur Besonders deutlich wurde das Bemühen des Hotels, allen Geschmacks-Richtungen nachzukommen, bei der Deko und beim Frühstück. Die europäische Abteilung mit Kaffeemaschine, Backwaren, Rührei und Co. war eine Linie, viel umfänglicher aber fielen die Abteilungen mit den verschiedenen asiatischen Esswaren aus, die ich besonders interessant fand. Als ich eine junge Asiatin fragte, was das denn sei, was sie sich dort in Mengen auflud (der Koch hob fröhlich den Deckel von etwas, das für mich wie Dampfnudeln aussah), sagte sie, das wisse sie nicht, aber das esse sie jeden Morgen. Um diese Produkte schlichen auch einige von den in Schlafanzüge gehüllten Gestalten herum, die uns in Shanghai schon so amüsiert haben. Beliebt waren auch die einschlägig vorbestraften weißen Hotelschlappen, am hübschesten an zierlichen 36er Füßen so in Größe 45. Der Hit beim asiatischen Essen schien mir die „Suppe zum Selbstbasteln“ zu sein: In eine mit großen Kellen geschöpfte Brühe wurden allerei geheimnisvolle Dinge (einiges sah gefährlich nach Chili aus) eingerührt. Nachdem ich mit mit einem Franzosen ausreichend über die „Beurre Doux“ aus der Bretagne lustig gemacht hatte (am Abend lernten wir bei dem sehr indischen Italiener unten in der Hotelanlage eine junge Nahrungsmittelingenieurin aus der Normandie kennen, die uns ernst belehrte, es gebe halt keine Kühe in Singapur) , fiel mir dann auch noch eine ganze indische Abteilung auf. „Hier jibt et eben von allet“, würde der Berliner sagen, auch tschechisches und deutsches Bier (das wird billiger, wenn man es vor 7 p.M./19 Uhr trinkt!), dazu zum Neujahr des Hasen überall lustige Kaninchen-Hasen und andere bunte Tiere. Taxifahren in Singapur ist einigermaßen günstig und man kann mit der Kreditkarte bezahlen. Hätten wir auf dieser Reise mit Bargeld arbeiten wollen, hätten wir vier Sorten Dollar mit uns führen müssen: Singapurdollar, australische Dollar, neuseeländische Dollar und auf dem Schiff amerikanische Dollar. Ging aber alles mit der guten goldenen Sparkassen-Kreditkarte. Am günstigsten ist es auch, in Landeswährung zu zahlen, die Umrechnung in Euro geschieht dann in Deutschland. Wir ließen uns also zu den Gardens by the Bay fahren. Es regnete wie aus Kübeln, aber unser lustiger chinesischer Taxifahrer behauptete, er habe magische Kräfte und der Regen werde aufhören, sobald wir dort wären. Es stimmte, aber sein Poker-Einsatz war nicht besonders hoch. Diese Art Regen verhält sich nicht wie der emsländische Landregen: Kommt und geht lange nicht wieder, sondern ist heftig und kurz. Allerdings war die Feuchtigkeit dann so hoch, dass man klebte – und für die Frisur ist das auch nicht so richtig gut. Aber die Gardens by the Bay sind unbedingt einen oder besser viele Besuche wert. Da wir ja schon wieder im neuen Jahr gelandet waren, waren in den Gärten Unmengen von chinesischen Menschen unterwegs. Sie fotografierten sich gegenseitig oder selbst –  bis die Handys glühten! Wir waren lange in dem großen „Flower Dome“ unterwegs, ich habe aber nur eine einzige Frau gesehen, die sich für die Blütenpracht dort interessiert hat. Sie machte ein Foto von einer schönen Dahlie. Alle anderen posierten vor den Blumen und der Neujahrs-Deko, die sie als Hintergrund für ihre Selbstdarstellung benutzten. Das Ergebnis der Fotografie-Bemühungen wurde jeweils überprüft und bei unzureichender Schönheit der Abgelichteten mehrfach wiederholt. Beliebt waren als Hintergrundmotive auch die große Fülle von Hasen, die allerdings allesamt wie putzige Karnickel aussahen. Dabei gibt es eine gewisse Sorglosigkeit beim Mischen von künstlichen und botanischen (lebendigen) Gestaltungselementen. Von Singapur ging es weiter nach Melbourne. Von dort sollte es aufs Schiff gehen. Da der Transfer vom Flughafen ins Hotel „Batman’s Hill“ wieder nicht klappte, lernten wir das australische Taxiwesen (das uns in Melbourne fest in indischer Hand vorkam) kennen. Das Hotel, wie geduckt vor den umgebenden Hochhäusern, ist ein schönes altes Haus mit verblichener Würde. Unser Zimmer ist eher Badman’s Hill, renoviert, aber nicht fertig geworden… Die Lage ist allerdings sensationell gut. Der Name kommt übrigens nicht von irgendwelchen Fledermäusen, die das Personal eher verschämt (und ungern, wie uns eine Dame im Lift verschwörerisch versicherte) aufgestickt trägt. Sondern: Ein Herr John Batman (1801-1839) hat seinerzeit diese leichte Erhebung als für Besiedelung günstig entdeckt. So lernten wir Kawal kennen, der uns am folgenden Tag herumkutschierte und uns interessante Einblicke in seine Stadt gab. Da wir (er war soo freundlich) nicht so recht gestehen mochten, dass unser Interesse an Sport und militärischen Ehrenmalen (einschließlich des Rotkreuz-Esels) eher marginal ist, wurden wir jeweils dort abgelichtet. Die Parks und die blühenden Pflanzen gefielen uns ungemein, zudem Queen Victorias Market, der botanische Garten und die Struktur der Stadt, die überall großzügig, grün und sauber wirkt. Kawal muss ja nicht unbedingt erfahren, dass wir völlige Sportmuffel sind, nie verstehen werden, wie Cricket geht und über die vielen Orden im Shrine of Remembrance ziemlich perplex waren. Es war so ein schöner Tag mit Kawalit Singh! Absolut! Neuseeland und fremde Pflanzen und Tiere Bevor unsere Reise mit einem amerikanischen Schiff überhaupt losging, gab es allerlei schlechte Nachrichten über Nicht-Anlanden-Können, über „hull cleaning“ (das Wort vergesse ich nie, musste es zunächst aber nachschauen: Reinigung des Schiffsrumpfes). Zunächst hieß es, eben diese müsse von Tauchern in der Tasman Bay besorgt werden, wenn wir überhaupt in einen neuseeländischen Hafen wollten. Nun ist die tasmanische See geneigt, gelegentlich etwas kabbelige Wellen zu erzeugen. Keine Chance für „hull cleaning“! Nach zähen Verhandlungen (der Kapitän behauptete davon graue Haare bekommen zu haben; ein Witz, denn er hatte so viel wie keine) konnten wir einige Häfen auch so anlaufen, aber eben nicht alle geplanten. Da wir alle Anlandungen sehr schön fanden, waren wir aber zufrieden. Unsere neuseeländischen Freunde mussten ein Familientreffen umplanen, waren aber auch ganz entspannt. Ausgerechnet beim deutschen Abend (bisschen lustig, was Amerikaner darunter verstehen) wurde mir die kabbelige See zum Verhängnis und ich musste zum Erstaunen unserer neuseeländischen Freunde meine weitläufigen Erläuterungen zu „Wüaschtchen“ ,“Ssauerkraut“ und „Snitzel“ plötzlich aufgeben und unsere Kabine aufsuchen. Scheint bei mir einmal pro Reise „dran“ zu sein, machte natürlich angesichts des deutschen Buffets einen ausgesprochen schlechten Eindruck. Ist mir später nicht wieder passiert, nicht bei indonesisch, amerikanisch, französisch, chinesisch oder sonstwas. Bevor wir die tasmanische See mit den oben beschriebenen Folgen überqueren, landen wir Sidney an. Die Stadt mag uns wohl nicht und begrüßt uns mit schlimmem Dauerregen. Wir fliehen schließlich an unseren Liegeplatz nahe der Harbour Bridge. Zwei füllige australische Damen äußern beim Essen ihr ungebremstes Erstaunen über das Wetter. Und zwei Deutsche erzählen uns ihr Abenteuer auf der Azamara Persuit (wir hatten 2019 genau die Tour vor ihnen gebucht), von der sie wegen Corona nicht herunterkamen. Ewiger Urlaub ist auch irgendwie schwierig…Sobald der Regen aufhört, wird es warm und man ahnt, wie es normalerweise im Sommer in Sidney ist… Dunedin (gesprochen DuEdin) Mit Dunedin ging es uns wie mit Sidney: Heavy rain! Wunderbare Wolkenberge, gegen Abend dann etwas Sonne mit noch wunderbareren Wolkengetümen. Janet Frame (unbedingt lesen: Ihre Autobiografie „Ein Engel an meiner Tafel„!) ist hier geboren. Will hoffen, dass es nicht ständig so ist in Dunedin. Das könnte ihre Gemütsverfassung (mit) erklären. Wenn Ihnen das Lagerholz im Hafen von Dunedin auffällt: Das war das Bild in fast allen Häfen (riecht außerdem gut!). Es wird viel schnell wachsendes Radiata-Kiefernholz exportiert. In Neuseeland erhält die Forstwirtschaft im Rahmen des dortigen CO2-Handelssystems eine Vergütung für ihre Klimaschutzleistungen. Nämlich: Wo Bäume wachsen, binden sie Kohlendioxid und dienen damit dem Klimaschutz. Das zu belohnen, könnte vielleicht auch in Europa eine gute Idee sein? Ein Busfahrer erzählt uns, während wir einen endlos langen Hafenzug mit Langholz abwarteten, dass  das schnell wachsende Holz hauptsächlich zur Papiererzeugung nach Japan geht. Es gab aber auch wenige sehr umfänglich Bäume: Sumpf-Kauri und Kauri-Holz. Sie dürfen nicht gefällt werden, sondern müssen irgendwann umfallen/umgefallen sein. Zwischendrin erreichen uns Nachrichten zu Christine Lambrecht. Dazu eine Betrachtung unter „Gedanken zur Zeit“ Essen und Menschen auf dem Schiff Es gibt schon ein paar kuriose Typen auf dem Schiff: Einen nennen wir „den Hobbit“, fällt sehr klein aus, trägt dafür Riesenmützen, ist riesig laut und tanzt jeden Abend wie ein Tanzbär auf Deck 10. Viele Australier*innen, alle sehr nett, viele ziemlich füllig. Sie trinken abends gerne einen Famous grouse mit uns (auch Deck 10). Asiat*innen mit sehr kurzen Sportshorts (immer, egal, welches Wetter..), stark aufgebrezelte Amerikaner*innen … Gerade an denen haben sich meine Vorurteile richtig heißgelaufen: Sie waren ausnahmslos besonders nett, aufgeschlossen, interessiert an Europa. Nicht immer huntertprozentig informiert- genau wie wir… Eine fragte mich sehr nett und anteilnehmend beim Essen: Wenn wir nun nach Hause kämen, dann wär da ja Winter? (genaue Nachfrage zu Schnee, Eis und Temperatur, Interesse an der Differenzierung Nord-Süddeutschland). Dann die besorgte Nachfrage, ob man denn gar nicht heizen könnte, weil es in Europa doch grad gar kein Gas gebe… Ach ja: das Buffet quoll über vor Sommer: Melonen (3 Sorten), Ananas, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren und manchmal dicke Schwarzkirschen. Schlemmerland für mich. Timaru Das Wetter bleibt entgegen der Vorhersage schön und Timaru begrüßt uns leicht besonnt und mit einem kleinen Markt mit heimischen Produkten. In Timaru haben wir eine Regenjacke gekauft (wie immer wieder empfohlen: bei Kathmandu!). Zuerst dachten wir, es seien erstaunlich viele Leute auf dem Schiff schon mal in Kathmandu gewesen und hätten T-Shirts, Jacken, Sweatshirts….mitgebracht. Weit gefehlt: Das ist eine sehr beliebte neuseeländische Outdoor-Marke. Zu unserem Amüsement hatten sie in dem Kathmandu-Laden in Timaru „the boxing days“, die Herleitung vom 26.12., also dem Geschenkschachteltag (box), war uns ferne, aber die Auswirkung (bis zu 50 % Rabatt) recht angenehm. Seitdem wir diese erboxte Kathamandu-Regenjacke hatten, hat es in Neuseeland nicht mehr geregnet (allerdings gab es allerlei Unbill, nachdem wir weg waren, besonders in Auckland. Könnte es vielleicht bedeuten, dass wir die magische Jacke besser dort gelassen hätten?) Die Jacke ist nämlich magisch, wie die australischen Damen es vorausgesagt haben (no more rain, if you buy a new raincoat). Mal sehen, was wir mit der noch alles erleben werden…die alte Regenjacke jedenfalls führt ein einsames Leben im Hotel Batman’s Hill in Melbourne. Am Anfang und Ende des Hafenaufenthaltes immer dasselbe Ritual: die Hafenschlepper kommen, dann das Pilot-Boot, der Pilot geht an Bord und das Ganze rückwärts. Die Skipper auf den Bugsiers machten sich oft den Spaß, zum Schluss eine Runde um die eigene Achse zu drehen und zu winken. Waipara Hill – Weinproben In Waipara Hill wurde uns neben der Rebsorte Riesling in allen Schattierungen auch die Sorte Wüaztrem angeboten (was wir erst verstanden, als die Flaschen im Regal auftauchten) : Unsere Recherche zum Waipara-Hills-Weinbaugebiet ergab: Sehr schöne Hills, tolle Wolken, Hecken von blühendem Agapanthus, Gläser von Spiegelau!…und die Weißweine waren uns alle zu säurebetont, die Rotweine für Liebhaber schwerer französischer Rotweine zu „dünn“. Sicherlich gäbe es da in anderen Weinbaugebieten Neuseelands auch andere Befunde, aber einstweilen haben wir auf dem Schiff heimlich australischen Rotwein (Syrah, genannt Schiraaas) und Weißwein (Sauvignon blanc, genannt Schowinnon) mit Genuss getrunken. Aber: Die Weingüter sind schön gelegen, sehr gepflegt, alle Winzer sehr gastfreundlich und das Sortiment sogar humorvoll: Port of Littleton Wellington In Wellington blühten Metrosideros excelsa – auf maori Pohutukawa (neuseeländischer Weihnachtsbaum, auch Eisenholzbaum) und, wie fast überall in Neuseeland, Agapanthus. Der Hauptstadt Wellington sieht man nur hier und da noch die Folgen der schweren Erdbeben, die die Region immer wieder erschüttern, an. Insgesamt wirkt die Stadt grün und entspannt, die sogenannte Waterfront ist sehr schön hergerichtet. Hinter einem mit einer großen Kindermalerei dekorierten Bauwand sieht man einen zerstörten Spielplatz – ein Beispiel dafür, dass überall versucht wird, die Bevölkerung (hier die Kinder) zu beteiligen. („What do you love about Wellington’s waterfront?) Die Innenstadt wirkt mit Kunst, Museen und lustigen Geschäften (überall in Neuseeland sieht man z.B. Birkenstock-Läden) abwechsungsreich und freundlich, nirgendwo hektisch. Nicht alle Kunst erschloss sich uns spontan, einiges war ein bisschen ironisch, einiges architektonisch pfiffig. Die blaue Säule habe ich spontan „Goldschiss“ getauft. Am Abend findet in der Oper (die im Gegensatz zur übrigen gebäudlichen Struktur eine Renovierung vertragen würde) ein tolles Konzert mit dem Wellington Sinfonieorchester und Maori-Chören statt. Hier der Kapitän bei der Ansage (letztes Bild der Galerie). Nelson Im Hafen von Nelson bietet sich uns ein ähnliches Bild wie in fast allen anderen: Holz, Holz, Holz und – Hamburg Süd ist auch schon da. Nelson ist ein beschaulicher, sehr grüner, sehr blühender Ort. Wir finden Sequoiadendron giganteum wellingtonia von 1890, fein säuberlich durch ein Schildchen ausgewiesen. Riesenmammutbaum ist die einzige Art der Pflanzengattung Sequoiadendron (ich liebe das Wort!) und ziemlich beeindruckend. Noch schöner finde ich allerdings überbordend blühende Bougainvillea an Hauseingängen, riesige Mimosen mit rosa Puschelblüten, Oleander und blühende Jacaranda. Nelson ist der zweite Ort in Neuseeland, der sich 1858 Stadt nennen durfte, nicht wegen der Größe oder Einwohnerzahl (zu der Zeit etwa 5000), sondern weil sie eine Kathedrale gebaut haben. Eine erstaunliche Pionierleistung bei so wenigen Einwohnern. Dieselbe liegt auf einer Anhöhe und ist heute von einem Garten umgeben, der so manchem Botanischen Garten Konkurrenz machen könnte. Der Blick auf die Stadt durch Strelizien hindurch: einfach schön! In der Kathedrale gab es gerade einen Weihnachtsbaumwettbewerb, der uns sehr amüsiert hat. Im Ort immer wieder frappierend die Weihnachtsdeko inmitten verschwenderischer Blütenpracht. Das passt nur schwer zu unseren Weihnachtsvorstellungen. Und: Auf einem Platz mit Bänken steht ein „Klavier für alle“. Tolle Idee! Allerdings hatten wir es dann mit einem Nutzer zu tun, der einen sehr eigenartigen Ausbruch seiner musikalischen Schaffenskraft hatte: so schräg, dass alle so langsam den Platz verließen. Tja, Kreativität kommt nicht immer gleich gut an! Picton – Marlborough Sounds Ward Die Bucht vor Picton wirkt wie ein norwegischer Fjord oder ein Nebenarm des Genfer Sees. Alles sehr grün, netterweise angenehm sonnig und entspannt. Die Fähren zwischen der Nord- und der Südinsel verkehren dort und liegen parallel zu unserem Schiff. Freizeitboote, Fischerboote, Palmen, ein kleiner Strand und ein kleines Museum (Edwin Fox) machen das fast südländische Flair des kleinen Ortes aus. Und: Das Wasser wechselt ständig die Farbe! Napier Herrliches Wetter! Der Strand ist bis ans Meer mit gelb blühenden Gazanien besetzt, alle wie kleine Sonnen sich dem Licht entgegenstreckend. Dass es sowas gibt! Die gesamte Strandpromenade ist sehr gepflegt mit Skateranlage, Picknickplätzen, Spielplätzen, überdachten Sitzplätzen… Im Hafen das übliche Bild: Hamburg Süd ist schon da und ganz viel Holz… Am Ende wieder das Bugsier-Ritual: Tatsächlich einmal in die Runde! An der Seaside-Promenade findet sich das National New Zealand-Aquarium. Wir kommen gerade zur Fütterung der großen Fische durch Taucher zurecht. Man wird auf einer Art Laufband vorbeigeführt, so kann jede*r mal sehen. Es gibt viele interessierte Kinder, die auch besonders angesprochen werden. Wir sehen große Haie und Rochen, die die Taucher fressgierig umarmen. Tauranga und mein Lieblingsberg: Mount Maunaganui „The Mount“ Tauranga ist eine einigermaßen langweilige Stadt mit einem riesigen Hafen (Holz!Holz!Holz! und Unmengen von Containern). Hamburg Süd war auch schon wieder da. Wir fanden ein Hotel namens „Wanderlust“, die holztransportierende Bahn mitten durch den Ort, viele vietnamesische und chinesische Restaurants und quiekend ins Wasser springende Teenager. Aber: die Umgebung ist spektakulär schön. Allein die wechselnden Farben der Pilot- Bay-Seite! Auf einer Bank trafen wir einen älteren Herrn (vielleicht jünger als wir?) im Schatten sitzend (von dort in sicherer Entfernung seine Enkelkinder beaufsichtigend). Er riet uns, den Mount Maunganui zu umrunden, das wären sehr schöne Ausblick aufs Meer. Und das würde ja sogar er schaffen! Na denn! Auckland In Auckland (von der Stadt haben wir nur den Hafen und bei einer Taxifahrt zum Flughafen viel Grün gesehen) war dann Schluss der Reise – und zurück über Singapur. Wenige Tage später gingen dann in Auckland sintflutariger Regen nieder. Heavy rain hatten wir schon in Sidney und Dunedin, diesmal haben wir grad Glück gehabt! Diesem schönen Land und seinen sympathischen Menschen wünschen wir alles Gute, besonders natürlich Christy und Robert. (http://www.momos-memos.de/?p=4113) Kleiner und bitterer Nachsatz: Als wir mit dem Zug von Düsseldorf-Flughafen mit der Bahn durch die Republik fuhren, hatte ich einen Kulturschock. Dass wir in Deutschland mitten in einer Müllhalde leben, ist mir in der Schärfe noch nie aufgefallen. Nach Neuseeland und Singapur fragt man sich: Was machen wir denn  da? Geht das auch anders?

Donau, so graugrün (für Bilder bitte anklicken)

Sichtweisen: Flussreise auf der Donau Flussreise auf der Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer (Fazit wie immer erst am Ende) Wenn eine eine Reise tut, dann kriegt sie was zu denken…die Donau einmal herunter und dann wieder herauf… In diesen Tagen wirbt eine Kosmetikfirma für einen Duschschaum für mehr Dankbarkeit. Na gut, das funktioniert sicherlich prima. Vielleicht gibt es aber auch die schöne Möglichkeit, durch Nachdenken über den derzeitigen Weltzustand zum Schlusse zu kommen, dass man persönlich privilegiert durch eben diese gekommen ist und noch kommt. Ich empfinde das uneingeschränkt, denn mehr als 70 Jahre meines Lebens konnte ich ohne „Krieg um die Ecke“ zubringen. Frei nach dem Bürger-Motto im Faust I 1: Was kümmert’s mich, „wenn hinten, weit, in der Türkey/Die Völker aufeinander schlagen. /Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus…“ 1 Au weia, das ist ein böser Spiegel, der uns da vorgehalten wird. Und „Nichts bessres weiß ich mir an Sonn- und Feyertagen,/Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrey“ 1 (Faust I) ist uns ja sicherlich längst im Halse steckengeblieben, spätestens seit Krieg wieder zu etwas geworden ist, das uns direkt angeht. Da nehmen wir dann halt den Duschschaum und sind dankbar, wenn es nicht allzu schlimm kommt. Schönen Duschschaum gab es auf dem Schiff auch, dazu von Bord aus zu sehen: sehr viele schöne Landschaften, Städte, Burgen, Klöster, Felsen, liebliche Wiesen – und die allerschönsten Sonnenauf- und -untergänge, die es nur geben mag. Also war der spezielle Schaum gar nicht nötig, weil es genug für die Seeele gab und außerdem finde ich, so ein Fluss wirkt ein bisschen wie eine Dauermeditation, wenn man sie nur zulässt. Sitzen und gucken und sitzen und gucken und sitzen und gucken…wer das langweilig findet, ist falsch bei einer Flusskreuzfahrt. Im Kontrast dazu gibt es natürlich auch noch die Variante sitzen und essen und sitzen und essen … und sitzen und reden und das mit verschiedenen Menschen mit allerhand Ansichten, Lebenswegen, Interessen…. An so einem großen Fluss wie der Donau gibt es durchaus viele schöne große oder doch zumindest große oder auch nur schöne Städte. Wien, Pécs, Belgrad, Rousse, Bukarest, Novi Sad, Budapest, Bratislava, Weißenkirchen luden ein, wurden zum Teil touristisch „abgehakt“, führten oftmals aber auch zu wirklichen Begegnungen. Ein Fluss! EIN Fluss! Man glaubt es kaum… Dabei beobachtet jede*r natürlich, was ihn „sowieso schon“ interessiert. Bei mir gehört der Blumenladen im Schatten des Stephansdoms dazu oder auch witzige Details im „Steffi“. Diesen besorgten Baumeister fand ich an einem Orgelfuß. Er heißt Anton Pilgram und hat hier scheinbar alles zu tragen. Er stellt Winkemaß und Zirkel und eine sorgenvolle Miene zur Schau. „Guter Mann, immerhin hält alles schon seit 1513!“, möchte man ihm zurufen. Er müsste doch gar nicht so melancholisch gucken. Kleine Augenreise durch Wien (zum Vergrößern bitte anklicken, und: lassen Sie Ihrem Rechner ein bisschen Zeit, er hat’s grad schwer mit soviel Daten) Sowohl die Kutsche als auch der Fahrer heißen Fiaker. Die Dame hier ist also eine Fiakerin. Die Pferde tragen seit 2004 Pooh-Bags (POOH!) und dürfen maximal 18 Tage im Monat arbeiten. Von der Fiakerin weiß man’s nicht so genau, aber sie kann mit einem Einstiegsgehalt von 1480 bis 2210 € rechnen. Jetzt kommt die Sache mit dem Denken (also nicht nur sitzen und…). Wir hatten zuvor manche Reise mit hochprofessionellen studierten Reiseleitern, die uns die bereiste Gegend archäologisch eingeordnet, politisch erklärt, ästhetisch zugeordnet, weltanschaulich erschlossen… und was nicht alles, haben. Das war uneingeschränkt großartig. Das konnten die Reiseleiter*innen vor Ort zum Teil auch. Aber: Da war oft mehr als dieses sicherlich wertvolle Profi-Wissen, da war – oftmals nur in Spuren, aber eben doch – diese Nähe zu dem besuchten Ort durch die Nähe der erklärenden Person. Das völlig unprofessionelle Stöhnen über Lebensverhältnisse vor Ort („JessesMaria!“, „die Regierung kümmert sich einen S…um Touristentoiletten“), die Wut über und das Verständnis für diejenigen, die in den Westen gehen, der Stolz auf das „trotzdem“ Geschaffte, berührende Geschichten am Rande von neuen Herzklappen, Fluchten in die BRD, Zurückkehren oder dort Karriere machen… das gibt’s eben nur live und vor Ort und mit der Nebenwirkung, dass nicht alles perfekt und professionell abläuft. („JessesMariaundkleinbisschenJosef“ stammt übrigens ursprünglich von einer deutschen Rentnerin, die von einer Geflüchteten gepflegt wurde, die dann aber nach Kroatien zurückgekehrt und Reiseleiterin geworden ist). Und immer wieder spektakuläre Donauinszenierungen. Aber: „Runter vom Sofa“ (allerdings: „Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus“ 1 passte schon wieder sehr gut.), „weg mit dem Dankbarkeits-Duschschaum“ darf man da schon mal denken. Die Situation der Menschen vor Ort wahrzunehmen, heißt schon einen Schritt näher gehen, begreifen, was sie umtreibt. Der Ober kommt aus Bulgarien? Der andere aus Java? Und an dieser Stelle kommt die Variante sitzen und reden hinzu. Reden über die Mutter, deren Pflegerin aus Rumänien stammt; die Reiseleiterin, die sagt: „Hier wurde ich fast von der NATO getötet“; den Geburtsort Novi Sad eines Mitreisenden; die Erinnerung an ein Budapest vor „der Wende“ (wie sie alle sagen, was hat sich da nochmal wohin gewendet?); das Klagen der „Generation Silberlocke“, dass früher alles besser gewesen sei; das Meckern über den mehrfarbigen Kofferanhänger („völlig unorganisiert“); das Amüsement über eine neue Beziehung; eine Diskussion, wie man die Welt friedlicher machen könnte; Erörterung darüber, ob ängstliche alte Damen eher von herumstreunenden Straßenhunden gebissen werden als unängstliche; Klagen über die Langweiligkeit des Ufers; ….und die ewige und völlig uninteressante Frage: „Fanden Sie XXX schön?“ Was ist das schon? Optik, Essenz, Klugheit, Durchhaltevermögen, Monumentalismus, Bombastische Lichtszenearien, die Ruhe des Wassers, die Farbe des Himmels…? „Hier jibt et halt von allet“, würde der weise Berliner sagen – und Recht hat er. Dann eine Unterbrechung im Gespräch, denn die Donau bietet gerade wieder eine ihrer vielen Schleusen. „Gabcikovo? War das nicht das gemeinschaftlich von Tschechoslowakei und Ungarn geplante Kraftwerk, über das sie dann völlig zerstritten waren und das nun die Slowakische Republik alleine betreibt?“ Sitzen und reden über: Sinn und Unsinn von Staustufen; EU-Recht; ökologische Bedenken; Bedrohungen; den Fluss und seine Schiffbarkeit; wirtschaftliche Aspekte; Wasserkraftwerke (Djerdab I und II, betrieben von Serbien und Rumänien)… Muße, Nachdenklichkeit, Suche nach Nähe zu anderen Vorstellungen, Genuss von Schönheit und gutem Essen… dann braucht man den Duschschaum für mehr Dankbarkeit wohl nicht mehr. Fazit (und dann mehr Bilder) : Flussreise auf der Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer – na ja, wegen Niedrigwasser das letzte Stück nur mit dem Bus, aber immerhin konnten wir unsere Füße in Constanza ins Schwarze Meer eintauchen und ganz viele Schneckenhäuser sammeln, die ich für Wellhornschnecken hielt, die aber eine Abart (Rapa-Wellhornschnecke)2 sind, die im Schwarzen Meer für eine Plage gehalten wird. Unwissenheit führt manchmal ja auch zu Freude! Wenn man die Kombination von sitzen und gucken, sitzen und essen, sitzen und reden und laufen und gucken bei den Besichtigungen gut zu kombinieren weiß und ab und zu einiges gedanklich zusammenwürfelt: Eindrucksvolle Reise! Allerdings: Wenn ich nur eine der Funktionen von sitzen und… betreibe, führt diese Reise entweder zu: Fettleibigkeit wegen sehr gutem Essen, Mäkeltum wegen Langeweile, oberflächlichem Quatschen wegen nachlässiger Wahrnehmung… aber das hat man schließlich selbst in der Hand oder im Kopf… Budapest Pecs (zum Vergößern der Bilder anklicken) Belgrad – Dom des Heiligen Sava Zugegeben: Wenn eine Fremdenführerin z.B. zwölf Millionenzweihuntervierungdfünfzigeinhalb Mosaiksteinchen (keine Ahnung, wieviel es wirklich sind) erwähnt, ist mein Gehirn längst auf Tauchstation. Aber: schon beeindruckend! Belgrad Konstanza – Schwarzes Meer Konstanza Bukarest – Kloster Stavropoleus Nehmen wir als Auftaktbild für Bukarest doch mal nicht das übliche, sondern diese alte Tür: Bukarest Novi Sad Bratislava Weißenkirchen   Anmerkungen: 1 Faust I (zitiert nach Faust, Eine Tragödie, historisch-kritisch ediert und kommentiert von Karl Heinrich Hucke, S.43, V. 860-867): Nichts bessres weiß ich mir an Sonn- und Feyertagen Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrey, Wenn hinten, weit, in der Türkey, Die Völker aufeinander schlagen. Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten; Dann kehrt man Abends froh nach Haus Und segnet Fried‘ und Friedenszeiten.   2 Rapa-Wellhornschnecken wurden erstmals in den 1940er Jahren im Schwarzen Meer gefunden. Sie hatte sich innerhalb eines Jahrzehnts entlang der kaukasischen und der Krimküste ausgebreitet und war in das Asowsche Meer gezogen. Von 1959 bis 1972 erstreckte sich ihr Verbreitungsgebiet bis in das nordwestliche Schwarze Meer bis zu den Küsten Rumäniens, Bulgariens und der Türkei. Wir fanden Ihre Häuser massenweise an einem kleinen Strand in Constanza.  

Weinreise nach Franken (für Bilder bitte anklicken)

Kleine Reise zu anregenden Genüssen und Menschen nach Franken! Beim Betreten des Hofes mit Blick auf das uralte Birnenspalier kurz an Hölderlin gedacht („Mit wilden Birnen hänget/und voll mit Rosen/das Land in den See…“), aber „Hälfte des Lebens“ ist eigentlich zu melancholisch für dieses Gasthaus. Denn hier findet gerade ein vielversprechender Anfang statt. Früchte der Streuobstwiese (anklicken):   Aber von vorne: Auf der Suche nach einer Weinprobe in Franken landen wir bei zwei Menschen, die es auf der Flucht vor der wilden Großstadt in eine anders ungezähmte Umgebung gezogen hat: Ein wild wuchernder Obst-, Kräuter-, Gemüse- und Sonstwasgarten rahmt das Gasthaus Zum Schwan in Castell. Zu den Beiden gehört noch eine Seele von Hund namens Merlot, von dessen ebenfalls wilder Vergangenheit ein ordentlich geschlitztes Ohr zeugt. Was für einer schöner Zufall, in einen solchen Neubeginn hineinzugeraten! Die Drei betreiben seit Mai 2022 das Gasthaus zum Schwan in Castell, einem charmanten kleinen Ort, dem ältesten Anbaugebiet für Silvaner in Deutschland. Der Steigerwald lädt zum Wandern ein, die Gastzimmer sind einfach, aber zweckmäßig und lebenstauglich. Zum Essen gibt es denn auch nicht etwa Merlot, sondern eine Auswahl von absolut leckeren und durchaus unterschiedlichen Silvanern zu jedem Gang. Und der Wirt kocht mit Freude, Kreativität und Pfiff. Das macht richtig Spaß. Den mochten wir besonders gern: Wenn Sie also noch ein paar Tage im Spätsommer oder Herbst in Franken genießen mögen, Freude an Menschen haben, die etwas Neues wagen: Gasthaus zum Schwan schwer empfohlen! Gasthaus zum Schwan, Birklinger Straße 2, 97355 Castell Mehr Informationen: schwancastell.de  

Drei Wolkenreisen (für Bilder bitte anklicken)

Drei Wolkenreisen: (für Bilder und Struktur den Titel anklicken) 1. Wolkenreise – Die Reiseroute: Malaga – Gibraltar – Funchal (Madeira) – Horta (Faial, Azoren) – Praia da Victoria (Terceira, Azoren) – Ponta Delgada (São Miguel, Azoren) – Portland, Weymouth, Abbotsbury (England) – Honfleur (Frankreich), Amsterdam, Bremerhaven 2. Wolkenreise: Norderney 3. Wolkenreise: Hallig Langeneß 1. Wolkenreise: Eine Beobachtung vorweg: Eine interessante Tour mit viel Meer zwischendurch, was auf mich angenehm entschleunigend wirkte. Das Rauschen des Meeres, das leichte – oder vor den Azoren auch schon etwas kräftigere Schaukeln – man musss es mögen, ich mag es sehr. Und: irgendwann landet man beim Wolken-Motiv. Natürlich habe ich wieder jede Menge Botanik fotografiert (s. Bildergalerien), aber immer, wenn es irgendwie in die Totale ging, waren Wolken da. Wolken haben Motive verschluckt, ersetzt, waren oft in Konkurrenz …und irgendwann waren die Wolken das Hauptmotiv…also eine Wolkenreise. Und wie das Leben so webt: Gleich darauf ging’s nach Norderney. Sie ahnen nicht, was mir dort auffiel! Und dann auf die Hallig Langeneß. Dort schon sowieso und überhaupt! Wenn künftig einer unserer Wetterfrösche vom Azorenhoch quakt, werde ich grinsen müssen: So viele Wetterwechsel innerhalb kürzester Zeit wie auf den Azoren habe ich noch nirgendwo erlebt. Als wir auf São Miguel den Lagoa do Fogo (Feuerlagune) von oben sehen wollten, bot sich etwa folgendes Bild (aus dem Busfenster fotografiert) – nachdem wir im Hafen bei Sommer-Sonnenwetter losgefahren waren! Die graue Suppe im Hintergrund ist der (manchmal) grandiose Ausblick auf den Lagoa do Fogo, der grün und blau schimmern soll. Der Lagoa do Fogo ist 1563 bei einem Ausbruch des Pico da Spateira entstanden. Den Pico gibt es seitdem nicht mehr und der Beweis, dass es den Fogo-See gibt, steht für uns weiterhin aus: Wir jedenfalls haben ihn nicht gesehen! Mal wieder spielten die Wolken eine Rolle: Bekannter Maßen kann man nicht weit gucken, wenn man sich in einer Wolke befindet. Vielleicht so drei Meter bei eiskaltem Wind und Schlagregen… Ich war gespannt, wie die Reiseleiterin die definitiv belämmerte Situation retten würde. Sehr charmant: Sie sagte, das sei doch nun ein guter Grund, wieder herzukommen. Weiter unten wurde das Wetter wieder freundlicher, aber natürlich mit sich bauschenden Riesenwolken. Ach ja: den Wasserfall, den wir besichtigen wollten, hatte es in der Nacht geröllmäßig weggefegt…Alle Wetter halt! Ich werde nicht mehr übers Emsland meckern, da kann man sich wenigstens stundenweise auf schlechtes Wetter verlassen. Na denn: Los geht’s: die übliche Sicherheitsübung und ab aufs Meer… 1. Botanische Angelegenheiten (kommen bei mir immer zuerst, waren auf auf die gesamte Reise verteilt): Der botanische Garten in Madeira ist allein durch seine Lage spektakulär und wird mir auch beim x-ten Anschauen nicht langweilig. Erstaunlich fand ich an der englischen Küste den mediterranen Bewuchs. In Weymouth Plage, einem eher ein bisschen abgerockten Küstenort, wuchsen in den Pflanzenkübeln tropische und subtropische Gewächse üppig vor sich hin. Selten habe ich prächtigere Alstroemerien gesehen und Allium christophii ist mir noch nie in der Größe vor die Pupille gekommen. Ich muss sagen: Ich war ganz schön neidisch! Botanischer Garten Madeira (anklicken) Dann Abbotsbury Subtropical Gardens! Wow. Eine alte Anlage, von den Besitzern immer wieder ergänzt, also wunderbare alte Baumbestände, schön komponierte Parkanlagen und dann knallige Beete, komponiert wie Rudis Restetrampe, nach dem Motto: Wir ham’s ja! Ich war ganz schön froh, dass diese Familie sich dem strengen englischen Gartenstil (verschiedene Grüntöne, zurückhaltende Texturen, kaum Buntes) durchaus verschlossen gezeigt hat. Sie haben halt alle gesammelt und dann zusammengewürfelt. Ich fand die Vielfalt und die etwas unkonventionelle Gestaltung gerade toll. In unserer Gartenführerin kamen ab und zu gartenarchitektonische Bedenken hoch, die sie dann aber in der Begeisterung ertränkte, dann DIESE Pflanze hier AUCH noch zu finden. Die im Park verteilten Figuren (hauptsächlich) aus Alice in Wonderland und anderen Phantasien wirkten in dieser Umgebung nicht verkitscht, sondern amüsant. Wann sieht man schon mal hinter Riesenrhabarber (Gunnera manicata) ein Boot mit einer Eule, die einem rudernden Fuchs etwas auf der Gitarre vorspielt? „Hier gibtet von allet“, würde der Berliner sagen. Sogar einen Hundefriedhof haben die Inhaber angelegt. Abbotsbury Subtropical Gardens (zum Vergrößern anklicken) 2. Gibraltar, das Ende Europas Leider diesig und wolkig, das ist ja nichts Neues. Spätestens seit diesem Bild war mir klar, dass trotz allerlei Motivsuche (rotes, rostiges Schiff, Landende Europas..) dann doch die Wolke die Hauptrolle spielen wird. In der Tropfsteinhöhle, die wir besichtigen, ist aber im Gegensatz zu draußen (einer der meistgehörten Sätze der Reiseführer ist: „Dort hinten könnten Sie dann ….sehen.“) allerbestes (ziemlich buntes) Licht. Und wir erfahren, dass Her Majesty Queen Elisabeth II und der Duke of Edinburgh diese Höhlen am 10./11. Mai 1954 bei ihrem Gibraltar-Besuch aufgesucht haben. Na, die waren ja wohl länger nicht mehr hier. Überall die berühmten Affen, die wir seit unserem Bali-Erlebnis (ein Mitreisender wurde böse gebissen) mit Respekt  und eher auf Abstand betrachten. Man beruhigt uns, diese hier seien kleiner und geneigt zu warnen, bovor sie beißen. Dieser Bursche machte dann auch einen recht entspannten Eindruck, als würde er an einer Bushaltestelle zurückgelehnt warten:   Gibraltar draußen und drinnen (Bilder zum Vergrößern anklicken) 3. Ankunft in Madeira. Sie raten nicht, was uns begrüßt: Wolken in kitschig rosa, in grollend grau, in babyblau…   Wolkengalerie Madeira (anklicken) Funchals Altstadt (Madeira): Bemalte Türen und mehr In Funchals Altstadt fällt eine große Menge bemalter Türen, Fenster und Wände auf. Ein Künstlerkollektiv hat damit begonnen und viele haben sich dem angeschlossen. Ganz verschiedene Stile, Moden und Techniken sind zu sehen, von der gekonnten Illustration bis zur ambitionierten Pinselquälerei. Das Kneipen- und Restaurantviertel wirkt dadurch charmant und individuell. Türengalerie Altstdt Funchal Madeira – Die Markthalle in Funchal An den Wänden die historische Darstellung des Marktes mit Azujelos   Die Wirklichkeit von 2022 zeigt dann die Menschen mit Mundschutz. Eine Variation zu den vielen Bildern, die über diese spannende Markthalle existieren (auch bei mir hier) und ich frage mich, ob wir sie in ein paar Jahren mit einem „guck mal, so war das damals“ oder einem „guck mal, so fing das an“ betrachen werden. Dann die typische Mischung aus Fisch, Pflanzen, Obst und Gemüse. Besonders hat mich immer dieser gruselige lange schwarze Fisch interessiert (Espada preta), der wie ein dreckiger Lappen über die Tische hängt. Trifft man ihn (schneeweiß) auf seinem Teller wieder, ist er köstlich. Dann die übliche exotische Obstmischung und knallrote Tomaten, dazu Möhren, die mich geruchlich aus ihrer Kiste geradezu anspringen. Vermutlich das, was passiert, wenn man die Sachen einfach mal reif werden lässt.. Und dann Versuchung pur für Menschen mit botanischem Träller (soll es ja geben ;-). Aber die nüchterne Überlegung, was denn wohl Coopers Baumfarn und Jacaranda arborea im Emsland machen werden, führt zur Ernücherung. Trotzdem schön zu sehen. Markthalle Funchal (anklicken) Abfahrt von Madeira, aber der Kapitän kehrt schon nach kurzer Zeit „wegen eines medizinischen Notfalls“ um. Vom Balkon aus beobachte ich eine gespenstische nächtliche Szene: Männer, die in weißen Ganzkörperanzügen herumgeistern, regeln die Ausschiffung des Patienten. Madeira: Abschied und nächtliche Wiederkehr Abschied von und nächtliche Rückkehr nach Madeira (anklicken) Der Wind und die Wellen frischen in Richtung Azoren ordentlich auf. Ich finde das toll, in den Restaurants wird es allerdings etwas übersichtlicher. Die Wellen sollen 4 bis 5 Meer hoch gewesen sein, der Wind in Richtung Hurricane. Dafür hat der Stewart uns heute einen Oktopus aus unseren Betten gebastelt, Augen aus Kaffeekapseln, das ist doch mal was! Eine lustige Nebenbeobachtung: Es gibt offenbar unterschiedliche Schulen der Textilfaltkunst Als unser Stewart bemerkt hatte, dass wir Mordsspaß an den gefalteten Objekten auf unserem Bett hatten (er hatte einmal beim Getränkebringen beobachtet, wie ich mit großem Geknicker so ein Produkt fotografierte), bekamen wir immer mal wieder so ein Gebilde geliefert. Auf den Kanaren hatten wir vor Jahren in einem Hotel die tollsten Schwäne, gefertigt aus Handtüchern, die je nach Trinkgeld immer komplexer wurden. Die Werkstücke auf dem Schiff waren etwas schlichter und hatten oft Kaffeekapseln als Augen, was absolut für die Kreativität der Künstler sprach. Betttiere und andere Welterscheinungen (zum Vergößern anklicken) 4. Azoren Wegen der 7 Stunden Verspätung (medizinischer Notfall) lassen wir Pico aus und steuern direkt Horta auf Faial an. Wieder Wolken, die sich über Bergrücken drücken und ein etwas verschlafen wirkender Ort, geprägt durch eine große Marina mit vielen Segelbooten. Gegenüber dem Jagdhafen liegt Peter’s legendäre Sportsbar (genau: Peter Cafe Sport), die inzwischen auch ein Museum beinhaltet. Die auf einen Job wartenden Schipper „Koje für Hand“ sehen wir eher nicht, wohl aber viele Segler, die ihr Boot in Ordnung bringen (lassen) und Touristen. Gegenüber werden Segelboote mit neuem Unterbodenschutz versorgt und man kann Walwatching buchen. Der ganze Ort ist schwarz-weiß, im Hafen stehen einige alte Eisenholzbäume, barocke Kirchen. Sollten die Bilder etwas düster wirken: Jawohl! Kurz nach dem Spaziergang bekammen wir wieder eins „aufs Jack“. Horta (Faial) Dafür gibt’s dann bei Abfahrt wieder einen wunderbaren Sonnenuntergang. In Praia da Victoria auf Terceira, einem etwas verschlafenem Ort mit vielen freundlichen Leuten, werden uns die Kirchen geöffnet („endlich wieder Kreuzfahrtschiffe!“) und erklärt. Mir hat’s dabei besonders das „tragende Personal“ angetan: Diese armen Engel tragen eine ganze gewaltige Madonna, die noch nicht mal ordentliche Schuhe trägt. Der rechte (von uns aus) schaut auch schon ganz schön ängstlich nach oben. Wie soll das auch auf Dauer gutgehn, die Flügel sind in einer Art Wolke verklemmt und Beine gibt’s auch nicht… Auch auf den Häuserwänden spielt das „tragende Personal“ weiterhin eine Rolle auf eingelassenen Fliesen: An- und Abfahrt Sao Miguel (anklicken zum Vergrößern) Von Sao Miguel nach Portland (England) sind es 3 Tage mit 17 Knoten zu Schiff. Langeweile? Keinesfalls! Endlich in Ruhe den Knausgard zu Ende lesen, aufs Meer schauen, das wechselnde Licht beobachten, das Rauschen des Meeres alle Hektik in sich löschen lassen. Wolkenbilder ohne Ende betrachten und nach Tagen mitten auf dem Atlantik: Ein Schiff. Tatsächlich! Da kaum Netz verfügbar und damit wenig schreckliche Weltnachrichten zu uns durchdringen, ist das Schiff tatsächlich Gegenstand des Gesprächs beim Abendessen. Wie entspannt! ..und Wolken… der wunderlichsten Art… In Portland angekommen, geht es erstmal nach Weymouth, einem recht abgerockten Küstenbadeort mit „Kirmes“ am Strand, einem Hundebadestand und Blumenkübeln, in denen absolut alles wächst, was den nordeuropäischen Gartenfreund neidisch machen kann. Weymouth (zum Vergrößern anklicken) Weiter geht’s nach Abbotsbury: Sandstein mit Reetdach, beschauliches Straßendorf, das von Pflenzenfreunden auf dem Weg zu den Subtropical Gardens besucht wird. Abbotsbury (zum Vergrößern anklicken) Fotos von den Subtropical Gardens oben bei Botanik! Die Engländer sind doch wirklich für die eine oder andere Überraschung gut. Die Passkontrolle in Portland wurde von der Schiffsbesatzung mit viel Ernsthaftigkeit geplant (verschiedene Gruppen und Räume), verlief dann aber doch mild, lax  und sehr freundlich. Richtig lustig fanden wir den Abschied aus Portland. Aus einer aus einem Container improvisierten Bühne (Klappe vorne hoch) sang ein Shantychor und eine kleine Abordnung mit alter Kanone baute sich auf, um uns ordnungsgemäß mit drei Böllern zu verabschieden. Der erste davon war so überraschend laut, dass ich das Bild verrissen habe. Sehr ordentlich organisiert: Drei machten die Arbeit, einer befahl und alle hielten sich im richtigen Moment die Ohren zu. Beim zweiten Böller habe ich nicht verrissen, hatte aber den Eindruck dass der Schütze etwas spät reagiert hatte. Rechts die Wolke verhüllt den Kommandeur, der sich ordnungsgemäß das rechte Ohr zuhält. Abschied von Portland (Bilder zum Vergrößern anklicken) Honfleur ist der charmante französische Ort, der an der Seine liegt und am Meer. Wir hatten es wieder mit vielen schönen Wolken zu tun, dann auch mit daraus austretender Feuchtigkeit. Das Eric-Satie-Museum, das ich gerne aufsuchen wollte, hatte laut Prospekt täglich geöffnet. Über dem Eingangsschild mit chaque jour (jeden Tag) klebte allerdings ein dezentes sauf mardi (außer Dienstag). Sie raten niemals, an welchem Wochentag wir in Honfleur waren. Na ja, wie der Lagoa do Fogo: ein guter Grund wiederzukommen! Honfleur (Bilder zum Vergrößern anklicken) Beiderseits des Kanals (in England und Frankreich) scheint es üblich zu sein, eine Art Rummel oder Kirmes in den Küstenorten anzubieten. Riesenrad wollten wir aber nicht fahren, das  wäre auch noch eine feuchte Angelegenheit geworden. Da kam der Schiffsschuttle grad recht.. Die Fahrt durch den Nordseekanal und durch die Schleuse IJmuiden, die als größte Seeschleuse der Welt gilt, ist interessant. Vorbei an flacher grüner Küste mit moderner Industrie, mit kleinen Hollandhäuschen und mit tollen Wolken, also Wolken…   Wolken über dem Noordzeekanaal (bitte anklicken) Amsterdam In Amsterdam liegt das Schiff überraschend zentral. Wir blicken auf den gläsernen Bahnhof und sind direkt in der Innenstadt. Überall die üblichen Fahrräder…und in der Oude Kerk eine zeitgenössische Kunstausstellung. Wir fanden die vielen Glöckchen lustig und wurden vom Aufsichtspersonal mehrfach aufgefordert, nun auch damit zu klingeln. In einer Kirche Hunderte von Glocken zum Läuten bringen, das ist doch mal was… Die Oude Kerk wird als Baukörper genutzt, um zeigenössische Kunst zu zeigen. Zudem hat es uns das Chorgestühl angetan. Oude Kerk Amsterdam (bitte anklicken) Nach zwei Tagen Amsterdam geht’s zurück nach Bremerhaven und nach Hause. Fazit: Ja, sehr schöne Route! Absolut zu empfehlen, wenn auch etwas Ruhe dabei sein darf (3 Tage auf dem Meer sind toll, wenn ich sie genießen kann und will!) Aber: Ich würde die Tour beim nächsten Mal eher im Juli machen, weil dann auf den Azoren die Hortensienhecken blühen. Man konnte im Mai davon schon etwas ahnen, aber das muss voll erblüht sensationell schön sein. Leider: Im Juli sind dann wohl eher mehr Menschen unterwegs. So war es überall sehr beschaulich… 2. Wolkenreise: Norderney Wenn man nicht die „Saufausflugstage“ wählt, ist Norderney eine landschaftlich abwechslungsreiche Insel, die man gut ereichen kann (mit dem Zug bis Norddeich-Mole und wenige Schritte bis zum Schiff) und die sich etwas von dem alten Nordseeheilbad-Charme erhalten hat. Wer auch gerne mal schön essen geht, ein bisschen schoppen mag, vielleicht grad mal ein Standesamt im weißen Sand in Strandkörben sucht, ist hier wunderbar bedient. 3. Wolkenreise: Hallig Langeneß Die Steigerung von beschaulich heißt Hallig. Vogelgeschrei und Meeresrauschen, dazu jede Menge tolle Sonnenuntergänge. Wer Brutvögel beobachten will, sich für Salzwiesen und überhaupt die Natur in der Nordsee interessiert, ist hier absolut richtig. Tiefenentspannung! Schwer empfohlen, wenn Sie mal richtig ‚runterkommen möchten. Die bloße Ankunft auf der Hallig bremst einen völlig aus und es breitet sich eine große Ruhe auch in den Köpfen von Rappelköppen aus (wenn sie sich daruaf einlassen!) Wunderbar!